Klassenkampf an der Tastatur

Berlin-Redakteurin Marie Frank schreibt gegen den Kapitalismus an

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.
Klassenkampf an der Tastatur

»Ich wollte schon immer schreiben. Als ich ganz klein war, habe ich überlegt, Schriftstellerin zu werden«, sagt Marie Frank. Der Plan ist fast aufgegangen, denn nun ist sie Redakteurin im Ressort Hauptstadtregion beim »neuen deutschland«. »Eines meiner Kernthemen sind dabei Flüchtlinge«, berichtet die 31-Jährige.

»Flüchtlinge« ist eines der bei vielen Linken verpönten Worte. Sie benutzt es trotzdem. »Denn dieser Begriff beschreibt einen rechtlichen Status - im Gegensatz zu ›Geflüchteten‹«, erklärt sie. Flüchtlinge hätten klare Rechte, die von staatlichen Organen auch unbedingt respektiert werden müssten. »Deswegen ist es vollkommen in Ordnung, das zu schreiben.«

In dem Bereich kennt sie sich gut aus, spätestens seitdem sie für den Verein Pro Asyl Pressearbeit gemacht hat. Als studentische Aushilfe hatte sie dort in ihrer Geburtsstadt Frankfurt am Main angefangen zu arbeiten. Finanziell hätte es sich gelohnt, dort zu bleiben. »Wichtiger war es mir aber immer, gegen den Kapitalismus anzuschreiben«, sagt sie.

Ihre journalistische Karriere begann allerdings schon früher. »Eine Schülerzeitung gab es an meiner Waldorfschule leider nicht«, sagt sie. Mit 16 Jahren, da war sie schon zu Hause ausgezogen, fing sie als Aushilfe bei der Lokalzeitung in Marburg an. In der Nachrichtenredaktion bearbeitete sie die Tickermeldungen der Agentur, die damals noch auf Papier reingebracht wurden. »Ich habe dort gelernt, wie ich Journalismus nicht machen wollte«, sagt sie rückblickend.

2017, mit dem Masterabschluss in der Tasche, zog sie schließlich nach Berlin, in ein Hausprojekt in Mitte. Als »eine richtige Oase in der totgentrifizierten Touristengegend«, empfindet sie das. »Mir war klar, dass ich bei einer linken Zeitung arbeiten wollte«, sagt Frank.

Ihr Volontariat bei »nd« begann im September 2017 im Hauptstadtressort. »Es war eine Umstellung, in einem größeren Büro zu arbeiten, wo alle gleichzeitig reden«, erinnert sie sich. Und dann noch der tägliche Stress durch den Redaktionsschluss. Doch sie liebt ihre Arbeit, »immer unterwegs zu sein, mit Menschen zu reden und ihre Geschichten zu erzählen«. Gerade ist sie für einige Wochen sogar in Kolumbien journalistisch unterwegs. Selbstverständlich ist es nicht, dass sie so weit gekommen ist. »Ich bin die Erste in unserer Familie, die Abitur hat«, sagt sie.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.