Paktieren am Amazonas

Kurt Stenger über das Gipfeltreffen der Anrainerstaaten

Enge Kooperation zum Schutz des Regenwalds - es klingt gut, was sieben Amazonas-Anrainerstaaten am Wochenende bei ihrem Gipfeltreffen in Kolumbien beschlossen haben. Der Leticia-Pakt zeigt, dass die Regierungen angesichts der verheerenden Brände und des internationalen Drucks den Ernst der Lage erkannt haben.

Zu viel darf man aber nicht erwarten. Für Brasiliens ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro ist die Botschaft des Paktes klar: Die Souveränität der Amazonas-Länder über die Tropenwälder sei »nicht verhandelbar«. Da der Raubbau hier globale Klimafolgen hat, ist das aber so eine Sache mit der Souveränität. Gleichwohl hat der Westen mit seinen Drohungen solche Reaktionen mit provoziert. Um das Roden von Flächen per Feuer zurückdrängen, braucht es nicht Aufrufe oder einen Soja-Importstopp, sondern vor allem soziale Alternativen. Häufig sind es ja Kleinbauern und kleine Viehzüchter, die nicht aus Profitgier, sondern aus der Not heraus Feuer legen, das dann außer Kontrolle gerät. Gerade hier versagen die Geberstaaten - wie das klägliche Scheitern der Yasuni-Initiative in Ecuador vor einigen Jahren zeigte, bei der es um Kompensation für den Verzicht auf Ölförderung im Regenwald gehen sollte.

Und so wird auch der Leticia-Pakt nichts Grundsätzliches ändern. Es geht ums politische Paktieren, nicht um den Vorrang des Naturschutzes.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal