Schießen ist bei der Hauptstadtpolizei zentral

Beamte sollen ab dem Jahr 2021 in Berlin-Lankwitz ohne gesundheitsgefährdende Dämpfe trainieren können

  • Philip Blees
  • Lesedauer: 3 Min.

»Der Setzling wird ein Baum / Der Grundstein wird ein Haus«, schrieb einst Bertolt Brecht in seinem Gedicht »Lied vom Glück«. Ein glücklicher Zufall ist die Grundsteinlegung des neuen Einsatztrainingszentrums der Polizei am Dienstag in Lankwitz nicht. »Es war ein langer Weg hierhin«, sagt Sven Lemiss, Geschäftsführer des Berliner Immobilienmanagements (BIM).

Seit 2013 Schießstände der Polizei schließen mussten, da dort Beamt*innen über die Luft vergiftet wurden, mietet die Behörde extern Übungsstätten an. Nun - sechs Jahre später - beginnt der Bau von eigenen modernen Einrichtungen. Neben Standorten in Ruhleben und in Marzahn, die im Bau bereits weiter fortgeschritten sind, soll auch in Lankwitz an der Gallwitzallee ab Herbst 2021 trainiert werden können. Dann sollen 52 Schießbahnen in Betrieb der Polizei sein, momentan sind es inklusive der angemieteten 32. »Das ist dann ein Niveau, wie wir es brauchen«, sagt Polizeipräsidentin Barbara Slowik.

Auch die Politik ist zufrieden: »Dadurch wird Berlin wieder ein Stück sicherer«, sagt Innenstaatssekretär Torsten Akmann während der Feierlichkeiten. Durch die Anlagen können die Einsatzkräfte dynamischer üben und sich auf verschiedenste Situationen vorbereiten. In dem Zentrum könne man auch Amok- und Terrorszenarien simulieren. Das sei nötig, wie beispielsweise der Anschlag am Breitscheidplatz gezeigt habe. »Das erwartet die Bevölkerung von uns«, so Akmann, der weiter Unterstützung seines Innensenats ankündigt und dem Abgeordnetenhaus dankte. Dieser hat das Vorhaben bisher großzügig finanziell unterstützt, bei der Grundsteinlegung anwesend war jedoch kein Abgeordneter.

Insgesamt 66 Millionen Euro flossen bisher in die Schießstände, 28 Millionen davon in den in Lankwitz. Laut BIM reicht das jedoch noch nicht vollständig für die Finanzierung aller Projekte. Diese Art der Gebäude kostet mehr als gewöhnliche. Man sei mit den Baustandards »nah an Laborgebäuden«, so Lemiss. Das ist auch gut so: Ein ähnlicher Fehler wie bei den stillgelegten Einrichtungen darf nicht wieder passieren - er forderte Menschenleben. Jetzt achtet man genau auf die Belüftungstechnik, die früher versagte. Zusammen mit besonderen Baumaterialien verschlingt das allerdings mehr Geld.

Dafür bekommt man ein hochmodernes Gebäude mit 4000 Quadratmetern, das neuste Technik zum Training bietet. Im Keller des L-förmigen Hauses mit vier Stockwerken befindet sich eine Raumschießanlage, die ein dynamisches Training ermöglicht auf Entfernungen von 2 bis zu 25 Metern. Ergänzt wird diese durch mehrere Laserschießräume und einen Multifunktionsraum. Auch vielseitig einsetzbare Lehrsäle oder Sport- und Trainingsräume finden Platz. Vorhanden sind zudem eine Trainingswohnung, ein Übungstreppenhaus und Flächen auf dem Dach. Sie bieten Raum für realitätsnahe Einsatzsimulationen. »Sämtliche Anforderungen an den Arbeits- und Gesundheitsschutz« werden dabei laut BIM erfüllt.

Dies muss nun realisiert werden. Probleme sind dabei nicht ausgeschlossen: »Der Weg ist auch weiter noch dornig«, sagt Lemiss. Was er damit genau meint, bleibt ein Geheimnis. In der Planung werden lediglich technische Herausforderungen benannt, beispielsweise die kurze Realisierungszeit, die durch Fertigbauweise möglich gemacht werden soll.

»Wir sind Hauptstadtpolizei, wir sind leistungsfähig«, bewertet die Polizeipräsidentin die Lage der Behörde. Dazu gehöre auch, dass sie entsprechend trainieren kann. Schießen sei dabei zentral. Das Einsatztraining sei »unverzichtbar« für eine professionelle Ausbildung, das Gebäude insgesamt »genau das, was wir brauchen«. Die technische Aufrüstung der Polizei geht also weiter voran. »Hier weht ein frischer Wind«, kommentierte Slowik die Wetterlage mit politischem Hintergedanken. Möge er nur nicht zu doll wehen: Das Werbeschild der BIM hielt dem Druck während der Reden nicht stand. Es knickte um.

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