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Wahnsinn auch bei Ladenmieten
Nicolas Šustr fordert Schutz für die Berliner Mischung
Längst betrifft der Immobilienwahnsinn nicht mehr nur Wohnungsmieter, sondern auch jene, die auf Gewerberäume angewiesen sind. Einer der aktuellsten Fälle ist der Kreuzberger Kinderladen »Trau dich« in der Eisenbahnstraße 13, der nach 25 Jahren vor dem Aus steht. 22 Kinder werden dort betreut, doch die Eigentümerin des Hauses hat offenbar mehr Interesse an einer lukrativeren Vermietung als Bürofläche. Diesen Donnerstag um 16 Uhr wird zum Protest gerufen vor das Büro der Hausverwaltung in der Kantstraße 78.
Im freien Spiel des Marktes kommt die Berliner Mischung in Gefahr. Nicht nur Wohnungsmieter werden verdrängt, auch die soziale Infrastruktur. Nach den Privatisierungsorgien der vergangenen Jahrzehnte fehlen die Räume für nicht oder nur in Maßen renditeorientierte Zwecke. In Friedrichshain-Kreuzberg greift der Bezirk nun nach einem Privatgrundstück, weil er Platz für eine Schule braucht. Letztlich fehlt aber ein bundesgesetzlicher Rahmen, der auch Mietern von Gewerberäumen in Privathand Schutz gewährt. In vielen anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich müssen Ladenmieter normalerweise keine drastischen Mieterhöhungen oder Kündigungen praktisch von einem Tag auf den anderen befürchten. Erstaunlich, dass selbsternannte Schutzpatrone der Kleingewerbetreibenden wie CDU und FDP auf diesem Ohr taub sind.
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