Ökologische Kreisläufe

Kleinbauernfamilien in Nepal steuern um

  • Katja Neuendorf, SODI
  • Lesedauer: 2 Min.

Früher wurde ich nur selten zu Tisch gebeten. Heute bin ich ein gern gesehener Gast bei den Familien der Gemeinde Badakhola. In meiner bergigen Heimat in Nepal gibt es viele steile Hänge. Nur 28 Prozent der Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Doch meist reicht das Wasser lediglich für ein Fünftel der Felder. Über die Jahre wurden die Pausen zwischen dem Regen immer länger. So schaffen die Menschen es meist nur, drei bis sechs Monate im Jahr von ihren Feldern zu leben.

Durch den engen Raum der Berge konnten zwar die Ziegen ihre Freiheit genießen, mich freute dies aber wenig. Zum Glück bauen nun immer mehr Familien Ställe mit Futtertrögen und Zäunen oder pflocken ihre Tiere unter den neuen Futterbäumen an, damit wir uns nicht in die Quere kommen. Auch mein Nahrungsangebot hat sich in den letzten Monaten verbessert, seitdem die Dorfbewohner*innen dank der neuen Nutztiere mit organischem Dünger arbeiten und auf den Brachflächen vor den Häusern neue Gärten entstehen. Eigentlich war ich nie Workaholic, aber seit es die Treibhäuser aus einem Holzgestell und flexiblen Planen gibt, bereite ich mich mehrmals im Jahr auf die Ernte vor. Das fällt mir zunehmend leichter, weil der Wurmkompost aus den Gartenabfällen und die neue Tröpfchenbewässerung aus den großen Regenbehältern den Boden so schön aufbereiten.

Darf ich mich vorstellen? Ich bin eine Tomate. Aber nicht nur aus meiner Perspektive, sondern auch aus der vieler Familien hat sich die Nahrungssituation durch die neuen Maßnahmen bereits verbessert. Sie ist sogar so gut, dass die Frauen des Dorfes ihre Überschüsse auf den Märkten verkaufen und dieses Vorhaben noch weiter ausbauen wollen.

In einem Jahr sollen auch Sammelstellen für die Ernte gebaut werden, damit die Früchte dieser harten Arbeit in größerem Umfang auf dem Markt verkauft werden. Ich habe die Familien bereits darüber reden hören, dass sie mit dem zusätzlichen Einkommen vor allem die Bildung ihrer Kinder fördern wollen. Für das Dorf hätten sie gerne eine neue Brücke oder weitere Wasserleitungen. Das muss natürlich erst von allen Bewohner*innen in den neuen Gemeindeversammlungen entschieden werden, die es seit gut einem Jahr gibt.

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