Der Tod steht ihr gut

Christian Klemm wünscht der NATO ein schnelles Ableben

Hätte der französische Präsident Emmanuel Macron doch mit seiner Aussage, die NATO wäre »hirntot«, recht. Denn Hirntote sind faktisch nicht mehr lebensfähig: Nur durch die Intensivmedizin wird der eigentlich Tote am Leben gehalten. Die NATO dagegen ist quicklebendig: Im vergangenen Jahr waren etwa 20 000 Soldaten in fünf Missionen unter ihrem Banner weltweit im Einsatz.

Dennoch streitet die Große Koalition über eine Reform des Militärbündnisses. Ihr stößt vor allem übel auf, dass der US-Präsident ständig herumnörgelt (deutsche Etaterhöhung) und querschießt (Atomabkommen mit Iran). Eine NATO-Reform wäre trotz Donald Trumps’ Kapriolen falsch. Der Grund: Das Bündnis hat mit dem Überfall auf Jugoslawien eine Transformation vollzogen: Als Block gegen eine angebliche Bedrohung durch die sozialistischen Staaten Osteuropas gegründet ist die NATO heute ein aggressives Staatengebilde, dass auf das Völkerrecht keinen Wert legt. Auch heute noch sterben durch sein Zutun Menschen in den Krisengebieten dieser Erde. Dass Politiker der Bundesregierung sich wegen der Ausrichtung des Nordatlantikpaktes immer wieder in die Haare kriegen, ist aus machtpolitischen Gründen verständlich. Aus humanistischer Perspektive ist es fatal.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.