- Kommentare
- Krankenkassen
Wenn Milliardensummen täuschen
Ulrike Henning zweifelt an der sinnvollen Verwendung der Kassenbeiträge
Die gesetzlichen Krankenkassen werden 2019 erstmals seit 2015 wieder mit einem Defizit abschließen. Die Ausgaben lagen im zu Ende gehenden Jahre eine Milliarde Euro über den Einnahmen. So gigantisch die Summe klingt, dieser Betrag wird im gesamten Gesundheitswesen Deutschlands pro Tag verteilt. Außerdem: Die gesetzlichen Kassen saßen Ende September noch auf einem Rücklagenpolster von über 20 Milliarden Euro. Nur ein Viertel davon ist gesetzlich vorgeschrieben. Die Versicherungen können also ihre Rücklagen 2020 weiter abbauen, ehe sie vermutlich 2021 ihre Zusatzbeiträge erneut erhöhen.
Wofür wird das Geld ausgegeben? Unter anderem gehen die geburtenstarken Jahrgänge jetzt in Rente, offensichtlich viele davon nicht besonders gesund. Der Streit ist offen, ob sie gut oder zu gut versorgt werden, ob die Leistungen von Ärzten, Therapeuten oder Krankenhäusern im Regelfall wirklich gesundheitsförderlich sind. Zweifel daran darf man haben, angesichts von Abwärtsspiralen, die häufig mit einem Klinikaufenthalt beginnen, von unzureichend gepflegten, aber überdiagnostizierten Patienten. Egal, wie die Milliarden im System hin- und hergeschoben werden: Deutschland ist der beste Beweis dafür, dass viel Geld noch lange nicht viel Gesundheit macht.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.