Pflästerchen statt Gesamtkonzept

Jana Frielinghaus über die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung

Familienministerin Franziska Giffey und ihr Stab haben durchaus vernünftige Ideen. Dass die Arbeit mit Jungen und Männern Schwerpunkt des »Gleichstellungsjahrs 2020« sein soll, ist sinnvoll. Denn unter dem berüchtigten Begriff »toxische Männlichkeit« werden ja antrainierte Verhaltensweisen verstanden, die dem Betroffenen selbst und seinen Angehörigen gleichermaßen schaden. Stichwort mangelnde Gesundheitsvorsorge, weil Indianer keinen Schmerz kennen, und überkommene Vorstellungen von der eigenen Rolle in der Familie.

Was der Bundesregierung aber fehlt, ist ein ressortübergreifender Ansatz beim Abbau struktureller Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt, in Politik und Kultur einerseits und Prävention wie Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen andererseits. Gerade beim letzten Punkt kann die intensive Unterstützung von und Arbeit mit Männern nur ein Baustein sein. Die von Giffey Ende November versprochenen Mittel für den Um- und Ausbau von Beratungsstellen und Schutzräumen - 120 Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre - ändern nichts am gravierenden Mangel an Frauenhausplätzen. Das Vorhalten von Angeboten bleibt weiter Sache der Länder und Kommunen, wie Giffey erst am Dienstag erneut betonte. Gerade für von Gewalt betroffene Migrantinnen und arme Frauen ist das eine Katastrophe.

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