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Entwicklungsminister kritisiert Supermärkte wegen »unmoralischer Kampfpreise«
CSU-Politiker Müller beklagt Lage der Landwirte in Entwicklungsländern
Osnabrück. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Einzelhandelsketten in Deutschland wegen seiner Ansicht nach unmoralischer Angebote für Lebensmittel aus Entwicklungsländern kritisiert. »2,88 Euro für 500 Gramm Kaffee, das ist auf Dauer nur durch Ausbeutung der Erzeuger möglich«, sagte Müller der »Neuen Osnabrück Zeitung«. »'Supergeil' ist dann nur noch superdreist und superunmoralisch.«
Für Landwirte in den Entwicklungsländern sei die Lage »um ein Vielfaches dramatischer« als für Deutschlands Bauern, sagte Müller der Zeitung. Die Produzenten erhielten 50 Cent für ein Pfund Kaffeebohnen, 14 Cent für ein Kilo Bananen oder sieben Cent für eine Tafel Schokolade. »Die Folge ist klar: Für die Billigbananen bei uns werden dort Sklavenlöhne gezahlt, so dass dort Kinder arbeiten müssen, damit die Familien überleben.«
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Der Minister kündigte an, er wolle mit dem Einzelhandel eine »Mindestpreisschwelle beim Einkauf von Bananen in Ecuador oder Kakao in Ghana« vereinbaren. Zusätzlich müsse die Beweiskette umgedreht werden: »Wer mit Dumping-Angeboten lockt und Bananen für 88 Cent oder ein Pfund Kaffee für 2,88 Euro verkauft, wird dem Kunden künftig beweisen müssen, dass da keine Kinderarbeit drinsteckt.« »Geizhandel« führe zu Verarmung, weil den Entwicklungsländern so Milliarden an Wertschöpfung entzogen würden.
Nirgendwo in Europa finde so ein extremer Preiskampf bei Lebensmitteln statt wie in Deutschland, sagte Müller der Zeitung. »Unsere Nahrung muss uns etwas wert sein.« AFP/nd
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