Gekauft

Personalie

  • Johanna Treblin
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Journalist bittet eine Escortdame um ein Interview. Zweimal. Zweimal sagt sie ab. Dann bucht er sie einfach. Und schreibt hinterher ein Porträt über sie, ohne dass sie davon wusste. Die Escortdame nimmt sich einen Anwalt. Für eine Klage muss sie 15 000 Franken vorstrecken. Dafür sammelt sie Geld.

Die Escortdame heißt Salomé Balthus und lebt in Berlin. Ihr richtiger Name ist Klara Johanna Lakomy, sie ist Tochter der Schriftstellerin Monika Erhardt und des Sängers und Komponisten Reinhard Lakomy, die zusammen den »Traumzauberbaum« schrieben. Bereits während des Studiums begann sie als Escortdame. Heute hat die 34-Jährige ihre eigene Agentur: Hetaera. »Der feministische High-Class-Escortservice aus Berlin«, heißt es auf der Webseite hetaera.de, und: »ein exklusiver Club emanzipierter junger Frauen«. Sie führt einen Blog, hatte eine Kolumne in der »Welt«, beschreibt sich selbst als links - weswegen es auch mit der »Welt« nicht länger geklappt habe.

Im April 2019 tritt Balthus in einer Schweizer Talkshow auf, wo der »Weltwoche«-Journalist Roman Zeller sie sieht. Als Balthus seine Interview-Anfragen ablehnt, will er sie trotzdem treffen, rein privat angeblich. Sie sagt zu. Als sie später das Porträt liest, beschwert sie sich bei der Redaktion. Auf Nachfrage eines anderen Mediums sagt der Chefredakteur, es sei von Anfang an klar gewesen, dass Zeller das Gespräch verwenden wolle. Doch Balthus präsentiert eine Postkarte: »Du hast mich beeindruckt, weshalb ich unbeding (sic.) darüber schreiben wollte - ich hoffe, Du bist mir nicht böse. Herzlich, Roman«.

Am 20. Februar treffen sich die beiden Parteien erstmals vor Gericht. Sollte kein Vergleich erzielt werden, will Balthus klagen. Dafür muss sie nach Schweizer Recht die Prozesskosten von 15 000 Franken vorstrecken. Dafür sammelt sie nun per Crowdfunding Geld. Bisher sind 6770,70 Euro zusammengekommen. Gewinnt sie, erhält sie die Auslagen zurück. Die will sie dann einer gemeinnützigen Organisation zum Schutz von Zwangsprostituierten und Opfern von Menschenhandel spenden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal