Total machbar

Marion Bergermann über junge Geflüchtete, die Deutschland nicht will

  • Marion Bergermann
  • Lesedauer: 1 Min.

Geflüchtete prostituieren sich in Griechenland, erfahren Gewalt, werden weiter traumatisiert. Allein diese Worte sind krass. Unvorstellbar die Lebensrealität der Einzelnen dahinter. Dazu die Zahlen: Zehntausende Menschen harren in Dreck und Kälte auf den griechischen Inseln aus. Tausende von ihnen Kinder und Jugendliche. Die Lager hoffnungslos überfüllt.

Aber immer erschreckendere Tatsachen und Statistiken reichen nicht aus, dass die Bundesregierung Menschen von dort nach Deutschland holt. Der Bundestag hat am Mittwoch einen Antrag der LINKEN abgelehnt, alle unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aus den Lagern der Ägäis-Inseln aufzunehmen. Hinter dem bürokratischen Begriff »unbegleitete minderjährige Flüchtlinge« stecken schließlich wehrlose Kinder und Jugendliche mit Namen, mit Eltern oder keinen mehr, mit Bedürfnissen, Interessen.

Da Appelle an Moral und Menschlichkeit die Politiker*innen kalt lassen, eine Rechnung; einfache Zahlen gegen weitere erschreckende Zahlen: Sagen wir, Deutschland nimmt 10 000 geflüchtete Menschen aus Griechenland zusätzlich auf. Dann wäre das nicht einmal ein Flüchtling für jede Gemeinde, von denen es über 11 000 hierzulande gibt. Das ist doch machbar. Das Problem sind nicht die Kommunen oder Länder. Von denen bieten viele sowieso an, mehr Menschen aufzunehmen, so der Bund sie endlich lässt.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.