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In der Versenkung
Noch fremdelt die SPD mit ihrer neuen Spitze, meint Wolfgang Hübner
Groß war die Euphorie in Teilen der SPD, als Anfang Dezember die neue Parteispitze feststand. Dass Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sich in einer Urabstimmung durchsetzten, wurde als Erfolg der Demokratie und als Rückbesinnung auf linke, soziale Grundwerte der SPD gefeiert.
Allerdings nicht von allen. Der mächtige Realo-Block, dem Landespolitiker, Bundesminister und wichtige Leute aus der Bundestagsfraktion zugerechnet werden dürfen, hat dem neuen Duo an der Spitze von Anfang an die kalte Schulter gezeigt. Zwei Monate sind seit der Urwahl vergangen, und noch immer fremdelt die SPD mit ihrer Führung. Hamburg wählt bald eine neue Bürgerschaft, München den Stadtrat. In beiden Wahlkämpfen spielen die SPD-Vorsitzenden keinerlei Rolle; man könnte fast meinen, sie würden als unerwünschte Personen betrachtet. Versprächen sich die Wahlkämpfer von ihnen einen Vorteil oder legten sie auf deren Meinung Wert, man hätte ihnen gewiss den Teppich ausgerollt.
So entsteht der Eindruck, dass maßgebliche SPD-Kreise die neue Führung am liebsten in der Versenkung verschwinden ließen. Und dass noch längst nicht ausgemacht ist, wer in dieser Partei an den entscheidenden Strippen zieht und wohin sie eigentlich will: raus aus dem Machtkorsett der GroKo-Jahre oder weiter abwärts in der eingefahrenen Bahn?
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