CDU schlägt SPD

Erste Runde der Oberbürgermeisterwahl in Leipzig geht an Sebastian Gemkow - Entscheidung am 1. März

  • Lesedauer: 3 Min.

Leipzig. Der CDU-Kandidat strahlt, der Amtsinhaber von der SPD gibt sich kämpferisch: Die erste Runde der Oberbürgermeisterwahl in Leipzig hat ein überraschendes Ergebnis erbracht. Sebastian Gemkow (41), Sachsens Wissenschaftsminister, holte am Sonntag für die CDU 31,6 Prozent der Stimmen. Er lag damit knapp vor dem langjährigen SPD-Amtsinhaber Burkhard Jung (61), der im Vergleich zur vorigen Wahl mehr als zehn Prozentpunkte verlor und auf 29,8 Prozent kam. Weil keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte, muss die Entscheidung in einer zweiten Runde am 1. März fallen.

»Ich freue mich über das Vertrauen, dass mir die Wählerinnen und Wähler entgegenbracht haben«, sagte Gemkow. »Ich gehe aber auch mit Demut in die kommenden Wochen und will noch möglichst viele Leipzigerinnen und Leipziger davon überzeugen, dass ich gute Ideen für die Stadt habe.«

Jung, seit 2006 Rathauschef in Leipzig, wählte am Wahlabend markige Worte und läutete direkt den Wahlkampf ein. »Jetzt geht es um die Wurst«, rief er seinen Anhängern zu. Das Ergebnis habe ihn nicht überrascht. »Ich habe genau das erwartet. Dieser Zweikampf, der jetzt vor Augen ist - so ist die Stadt«, sagte der Oberbürgermeister.

Eine Umfrage der »Leipziger Volkszeitung« hatte Amtschef Jung noch meilenweit vor Gemkow gesehen - so dass das Ergebnis am Sonntagabend im Rathaus doch für Erstaunen sorgt. »In dieser Undeutlichkeit ist das Ergebnis überraschend«, sagte etwa Hendrik Träger, Politikwissenschaftler der Universität Leipzig. Die Gewinne für die CDU erklärte Träger mit dem liberalen Profil Gemkows. »Wenn sie einen konservativen Knochen hingestellt hätten, wäre es in Leipzig wahrscheinlich nicht so ausgegangen«, sagte Träger. Seit drei Jahrzehnten ist das Rathaus rot - als eines der wenigen in der CDU-Hochburg Sachsen. Den Verlust für die SPD erklärte Träger mit der langen Amtszeit Jungs, in der auch unpopuläre Entscheidungen getroffen wurden.

Dazu kam ein Thema, das den kurzen Wahlkampf von Anfang bis Ende überschattet hat: der Sicherheitslage in der Stadt. Silvester war bei Ausschreitungen im linksalternativen Stadtteil Connewitz ein Polizist schwer verletzt worden. Zwar musste sich die Polizei auch Vorwürfe zu ihrem Vorgehen anhören - doch kein Wahlforum kam ohne eine lange Connewitz-Diskussion aus. Zusätzlich eskalierte am Wochenende vor der Wahl noch eine Soli-Demo für die linksradikale Plattform »Linksunten.Indymedia«.

Dass Sicherheit - neben Mobilität und Wohnen - das zentrale Thema war, sieht auch Gemkow so: »Das Thema Sicherheit hat eine große Rolle gespielt. Es gibt einen großen Wunsch nach innerem Frieden in der Stadt«, sagte er und wiederholte, was er auch im Wahlkampf immer wieder gesagt hatte: »Recht und Gesetz müssen in allen Stadtteilen gelten.«

In Sachsen gibt es keine Stichwahl, alle Kandidaten können beim zweiten Wahlgang am 1. März noch einmal antreten. Viel wird darum davon abhängen, wie die anderen der insgesamt acht Bewerber sich entscheiden. Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde lag bei 49,1 Prozent - deutlich höher als 2013 (40,7 Prozent).

Das drittbeste Ergebnis erzielte mit 13,5 Prozent Franziska Riekewald (LINKE) vor der Grünen-Bewerberin Katharina Krefft mit 12,0 Prozent.

AfD-Kandidat Christoph Neumann kam mit 8,7 Prozent nur auf ein einstelliges Ergebnis. Damit sei er nicht hundertprozentig zufrieden, sagte er. Er habe allerdings von seinen Anhängern gehört, dass viele taktisch für Gemkow gestimmt hätten. Für einen zweiten Wahlgang stehe er bereit. Am Ende werde aber ein Parteitag darüber entscheiden.

Katharina Subat (Die Partei) bekam 2,4 Prozent, Marcus Viefeld (FDP) auf 1,2 Prozent und die überparteiliche Kandidatin Ute-Elisabeth Gabelmann auf 0,9 Prozent. dpa/nd

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