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Tokio, murmelt der Herr etwas konsterniert, nachdem er sich unter deutlichem körperlichen Einsatz aus dem brechend vollen Waggon befreit hat. Allerdings sind wir in Berlin, genauer gesagt der U8 im abendlichen Berufsverkehr. Statt mit den regulären sechs Wagen ist der Zug nur mit vieren unterwegs. Also hinein ins Vergnügen. Tatsächlich mutet die Stimmung im Waggon sehr tokiotisch an. Körper eng aneinander gedrückt - so eng, dass bei jeder Kurve, jedem Bremsen und Beschleunigen Laute irgendwo zwischen Quietschen und Knacken durch das Fahrzeug hallen. So klingt die Interaktion der Jacken der Passagiere, wenn sie nur eng genug aneinanderreiben. Ansonsten ist es mucksmäuschenstill. Was den Berliner Zug deutlich von einem in Japan unterscheidet: Mittendrin hat es sich eine Obdachlose im schweinchenrosa Daunenmantel auf einer Vierer-Sitzgruppe gemütlich gemacht und schläft tief und fest. Wahrscheinlich schweigen alle, um sie nicht zu wecken. nic

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