Union ohne Werte

Aert van Riel über den sich abzeichnenden Flügelkampf in der CDU

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Die CDU-Spitze wusste schon lange, mit wem sie es in der Werteunion zu tun hat. Im Vorstand der Basisinitiative sitzen Politiker, die Verbindungen zum rechtsradikalen Milieu pflegen. Vizechef Hinrich Rohbohm ist Reporter der »Jungen Freiheit« und Pressesprecher Ralf Höcker nahm an einer Veranstaltung der AfD-Fraktion teil, die sich gegen die »Systempresse« richtete. Trotzdem ließ die Parteiführung den Verein gut drei Jahre lang nahezu unbehelligt gewähren. Denn dieser ist auch eine Heimat für viele rechtskonservative Mitglieder, die ansonsten zur AfD gewechselt wären.

Doch nun gerät die Werteunion intern unter Beschuss. Mehrere CDU-Politiker sowie die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft wollen Mitglieder der Vereinigung aus der Partei drängen. Denn die rechten Krawallmacher hatten die Wahl des Thüringer Kurzzeitministerpräsidenten Thomas Kemmerich mit Stimmen der AfD bejubelt. Damit stellte sich die Werteunion auch gegen die eigene Parteiführung in Berlin. Es ist bedenklich, dass der Vorwurf der Illoyalität in der CDU offensichtlich schwerer wiegt als menschenfeindliche Forderungen. Als die Werteunion etwa im Sommer die »vollständige Abriegelung der Mittelmeerroute« für Geflüchtete verlangt hatte, blieben harsche Reaktionen in der CDU aus. Das ist ein Armutszeugnis für eine Partei, die angeblich christliche Werte vertritt.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.