Deutsche CO 2 -Emissionen stark gesunken

Die Energiewirtschaft wird klimafreundlicher - in anderen Sektoren sieht es schlechter aus

  • Susanne Schwarz
  • Lesedauer: 2 Min.

So stark ist der Treibhausgasausstoß in Deutschland seit 2009 nicht mehr gesunken, als sich die große Weltwirtschaftskrise in der Klimabilanz positiv bemerkbar machte: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase 2019 um 6,3 Prozent zurückgegangen, wie das Umweltbundesamt (UBA) ermittelt hat. Damit hat Deutschland insgesamt 805 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem »großen Schritt beim Klimaschutz« und führte die Entwicklung unter anderem auf die Klimapolitik der Regierung zurück. Zuvor hatten sich Treibhausgasminderungen oft durch andere Effekte erklärt, etwa einen geringen Heizbedarf durch mildes Wetter. »Unsere Maßnahmen greifen, es wurde deutlich weniger Kohle verbrannt«, ist sich Schulze sicher. »Gründe für diese Entwicklung sind die erfolgreiche Reform des europäischen Emissionshandels, der niedrige Gaspreis, der Ausbau von Wind- und Sonnenenergie sowie die Abschaltung erster Kohlekraftwerksblöcke.«

Damit rückt sogar das Klimaziel für 2020 wieder in greifbare Nähe, gegenüber dem Referenzjahr 1990 mindestens 40 Prozent einzusparen. Selbst die Bundesregierung hatte das Ziel zwischenzeitlich aufgegeben. Mit dem vergangenen Jahr ist Deutschland nun bei 35,7 Prozent angekommen.

UBA-Chef Dirk Messner warnte allerdings vor zu viel Optimismus. »Deutschland bewegt sich in die richtige Richtung hin zum Klimaziel 2030«, sagte er. Bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts will Deutschland seine Emissionen laut Klimaschutzgesetz gegenüber 1990 um mindestens 55 Prozent mindern. »Wir wissen aber auch, dass wir uns vor allem bei den erneuerbaren Energien auf den Lorbeeren der letzten 20 Jahre ausruhen.«

Messner zufolge muss Deutschland wieder deutlich mehr Windenergieanlagen installieren. »Daran führt kein Weg vorbei, um Kohlestrom zu ersetzen, der vom Netz geht«, sagte der Experte. »Und in anderen Branchen stagniert die Bewegung, wie bei Gebäuden und Verkehr.«

Das sehen auch die Umweltverbände so. Der aktuelle Erfolg dürfe nicht über die »strukturelle Trägheit in der deutschen Klimapolitik« hinwegtäuschen, sagte der WWF-Klimaexperte Henrik Maatsch. »Im Verkehr- und Gebäudebereich sind die Emissionen nicht gesunken - sondern sogar noch gestiegen.«

Der BUND kritisierte vor allem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). »Mit einem beratungsresistenten Verkehrsminister wird Deutschland die notwendige Mobilitätswende verschlafen«, sagte Verbandschef Olaf Bandt. Alle notwendigen Maßnahmen für den Klimaschutz im Verkehr lägen längst auf dem Tisch. »Beim aktuellen Verkehrsminister, der in erste Linie damit beschäftigt ist, möglichst viele Bundesmittel nach Bayern zu lenken, fehlt leider der Blick fürs Ganze.«

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