Vom Gleichklang weit entfernt

Stefan Otto über den deutschen Föderalismus in der Coronakrise

Die Einschränkungen, auf die sich Bund und Länder am Montag verständigt haben, sind enorm. Schulen dicht, Kitas dicht, Hotels dicht, Kirchen dicht, die meisten Geschäfte dicht. Bundesregierung und Ministerpräsidenten haben damit ein Zeichen gesetzt, dass sie gemeinsam handeln können und der Föderalismus funktioniert. Im Großen betrachtet tut er das auch - im Gegensatz zur EU, in der einzelne Nationalstaaten ohne Absprache ihre Grenzen geschlossen haben und Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dabei nur zusehen konnte.

Aber ein solcher Dominoeffekt ist auch in Deutschland zwischen den Ländern zu beobachten. Bei den Schulschließungen etwa gingen Bayern und das Saarland voran, und alle anderen folgten. Bei den Spielplatzschließungen dagegen gibt es ein unterschiedliches Vorgehen, denn für die Umsetzung der vereinbarten Regelungen sind die Länder zuständig. Gaststättenbetreiber wissen vielerorts auch nicht, wie lange sie geöffnet haben dürfen. Im Zweifelsfall wird sich das Ordnungsamt bei ihnen melden. Denn für die Durchsetzung der Maßnahmen sind die Kommunen zuständig. Diese Beispiele zeigen: So reibungslos wie Bund und Länder es demonstriert haben, läuft das Zusammenspiel der Instanzen nicht. Bei der Umsetzung der Beschlüsse hakt es, was zu einer beträchtlichen Verunsicherung führt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal