Gantz rettet Netanjahu

Philip Malzahn über eine doch nicht so ungewöhnliche Partnerschaft

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 1 Min.

Während der Historiker Yuval Hariri in gewohnt überschwänglicher und generalisierender Manier Israel als die erste »Corona-Diktatur« bezeichnet, kämpft die Politik um den richtigen Umgang nicht nur mit der Krankheit, sondern vor allem mit sich selbst. Allen voran: Netanjahu und Benny Gantz – beide große Profiteure des Coronavirus. Während letzterer mit der Regierungsbildung beauftragt wurde, hatte sich Netanjahu per Notdekret zum Alleinherrscher aufgeschwungen. Sein wegen Korruptionsvorwürfen anstehender Prozess wurde längst wegen des Virus vertagt.

Das nun einjährige Politdrama mit zwei erfolglosen und einer halberfolgreichen Wahlrunde soll ausgerechnet in der Krisenzeit beendet werden, und zwar mit einem Kompromiss: Netanjahu bleibt für anderthalb Jahre der Chef, danach darf der frisch erkorene Parlamentspräsident Gantz ran. Das Problem: Dessen Bekundungswille für eine große Koalition mit dem eigentlichen Erzfeind Netanjahu hatte den Zerfall seines Bündis-Blau-Weiß zur Folge. Gantz bleibt also ohnehin keine Wahl, als Netanjahu den Hintern zu retten und damit auch seinen eigenen. Doch während ein Yuval Harari bei dem ganzen Schlammassel den Untergang des Rechtsstaates beschwört, zeigen die Ereignisse viel mehr: Israel ist und bleibt eine Demokratie, wenn auch keine sehr hoffnungsvolle.

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