Die WHO und das Geld

Wachsender Einfluss von privaten Stiftungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Die 1948 gegründete Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Hauptsitz in Genf ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Ihr gehören 194 Mitgliedsstaaten an. Für die WHO arbeiten 8000 Angestellte auf allen Kontinenten. Erklärtes Ziel der Organisation ist es, allen Menschen das bestmögliche Gesundheitsniveau zu ermöglichen. Dazu gehören der Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme, Impfkampagnen, globale Behandlungsrichtlinien, die Ausrufung eines globalen Gesundheitsnotstandes wie jetzt beim Coronavirus und die Koordination von Maßnahmen. Es ist nicht die erste Pandemie im 21. Jahrhundert - so wurde 2009 die sogenannte Schweinegrippe eingestuft, eine durch das Influenza-A-Virus H1N1 verursachte Erkrankung, die zuerst in den USA auftrat. Nach Schätzungen der WHO wurden allein im ersten Jahr zwischen 100 000 und 400 000 Menschen infiziert. Offiziell wurden 18 500 Todesfälle registriert, bei einer allerdings großen Dunkelziffer.

Die Aufgaben der WHO sind gerade in solchen Extremsituationen groß, doch sie hat mit einem knappen Budget zu kämpfen, da Mitgliedstaaten ihre Zahlungen stark gekürzt haben. Der Haushalt für die Jahre 2020 und 2021 liegt bei 4,8 Milliarden US-Dollar und wird zu 80 Prozent durch freiwillige Beiträge gedeckt. Neben Staaten tragen auch Stiftungen und Spenden von Unternehmen zum Budget bei. Größte Geber im abgelaufenen Doppelhaushaltsjahr 2018/19 waren die USA (sie deckten 14,7 Prozent des Gesamtvolumens), gefolgt von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung (9,8 Prozent), der Impfallianz GAVI (8,4 Prozent) und Großbritannien (7,8 Prozent). Deutschland ist mit 5,7 Prozent (292 Millionen Dollar) der fünftgrößte Geber. China finanziert 0,2 Prozent des Haushalts.

Der Einfluss der Gates-Stiftung mit ihrem geschätzten Vermögen von 88,5 Milliarden US-Dollar auf die globale Gesundheitsarchitektur (neben der WHO auch auf GAVI oder den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria) ist immens. Weitere Stiftungen dürften folgen. Gemeinsam mit Warren Buffett, dem zweitreichsten US-Amerikaner, hat Gates Millionäre aufgerufen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens für gute Zwecke zu spenden. Gerade im Gesundheitsbereich müssen die großen Institutionen sich daher auf wachsende Zuschüsse privater Geber einstellen. Die Strukturen der WHO aber sind darauf kaum eingerichtet. Das gilt erst recht für den Fall, dass sich Prioritäten ändern und Mittel wegfallen. Marc Engelhardt

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