Corona-Kakophonie

Markus Drescher über hektischen Aktionismus statt konzentrierter Krisenhilfe

So langsam wird’s unübersichtlich. Herr A fordert dieses, Frau B fordert jenes, Land C führt das ein, Land D will zunächst nicht, dann aber doch, hü, hott, nein, doch, ohh! Machte die Bundesrepublik zu Beginn der Corona-Krise noch zumeist den Eindruck eines Landes, in dem konzentriert und konzertiert gegen die Covid-19-Pandemie vorgegangen wird, verwandelt sich nun scheinbar die schnelle Krisenintervention zusehends in hektischen Aktionismus. Angetrieben durch immer mehr Forderungen nach Lockerungen und lautstarken Lobbyismus für Partikularinteressen.

Kurz: eine Corona-Kakophonie, die eine einfache Tatsache zu übertönen droht: Ausgestanden ist noch gar nichts. Weder gibt es einen Impfstoff noch Medikamente, die Anlass dazu böten, nun in den Bemühungen nachzulassen, das Virus unter Kontrolle zu behalten. Natürlich rechtfertigt das keine Absage ernsthafter Diskussionen über einen Ausstiegsplan. Dabei liegt die Betonung jedoch auf ernsthaft, wozu etwa durchsichtige Profilierungsversuche von Parteien und Politikern mit Sicherheit nicht zählen. Ja, die Lage für viele, viele Menschen ist existenzbedrohend, stressig, kaum auszuhalten. Geholfen ist ihnen trotzdem mehr mit planmäßigem, überlegtem Handeln und Krisenhilfe, die möglichst viele Härten abfedert. Ein Rückfall wegen vorschnellen Agierens hingegen würde die Not nur vergrößern.

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