Europa wirkt noch - ein bisschen

Stephan Fischer über Ungarns Reaktion auf das EuGH-Urteil zu »Transitzonen«

  • Stephan Fischer
  • Lesedauer: 1 Min.

Es bleibt abzuwarten, welchen Schritt sich die ungarische Orban-Administration demnächst einfallen lässt, um auch noch den letzten Flüchtling von der geheiligten ungarischen Erde abzuwehren - ganz schnöde hat sie sich erst einmal der irdischen Jurisdiktion auf europäischer Ebene gebeugt. »Bedauerlich« sei Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zu den Transitzonen, aber man müsse sich diesem beugen und so bleibe nichts anderes übrig, als die »Transitzonen« zu schließen.

Zweierlei ist an diesem Urteil und seinen bisherigen Folgen erfreulich - wenn dieses Erfreuen angesichts der diesem noch bis vor ein paar Jahren angenommenen Selbstverständlichkeit nicht so traurig wäre. Zum ersten werden die Urteile des EuGH auch noch in Ungarn anerkannt und zumindest dem ersten Augenschein nach auch in politisches Handeln umgesetzt, auch wenn diese Urteile nicht in die Agenda der Herrschenden passen. Das ist insofern wichtig, da in Zukunft (nicht nur in Ungarn) die europäische Gerichtsbarkeit die entscheidende juristische Verteidigungslinie in bestimmten Fragen sein kann - weil auf »reformierte« nationale Justizsysteme und Gerichte kein Verlass mehr ist. Zum zweiten ist die Klarheit des EuGH-Urteils erfreulich. Was aussieht wie ein Gefängnis und funktioniert wie ein Gefängnis, ist ein Gefängnis. So klare Worte sind öfter zu wünschen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal