Privatfirma SpaceX möchte das All erobern

Kapsel des Unternehmens SpaceX mit zwei erfahrenen Astronauten dockte am Sonntag an der ISS an

Der erste Raumflug der USA seit 2011 mit Personal an Bord ist geglückt. Eine Kapsel des Unternehmens SpaceX mit den erfahrenen Astronauten Bob Behnken und Doug Hurley dockte am Sonntag an der Internationalen Raumstation (ISS) an. »Es war uns natürlich eine Ehre, ein ganz kleiner Teil dieses Ganzen zu sein«, sagte Hurley nach der Ankunft.

Der erste bemannte Flug einer Privatfirma zur ISS ist ein wichtiger Schritt bei der Privatisierung der US-Raumfahrt. Zwar waren auch beim Apollo-Programm Luftfahrtkonzerne wie Boeing, North American Aviation und McDonnell Douglas beteiligt, aber nur als Zulieferer von Teilen für das von der Raumfahrtbehörde Nasa konzipierte Projekt. Ähnlich beim Space-Shuttle-Programm. Mittlerweile vergibt die Nasa Aufträge, die der Anbieter komplett durchführen soll. SpaceX konnte unter anderem Aufträge für sechs bemannte Hin- und Rückflüge zur ISS für drei Milliarden Dollar abgreifen.

Die Nasa will Geld sparen bei Raumfahrtprojekten

Die Privatisierung hat zwei Hintergründe: Seit Barack Obama planen die USA wieder eigene Raumfahrtprogramme, und die Nasa will bei den teuren Projekten Geld sparen. Das wird aber erst gelingen, wenn sich mehrere Firmen um die Aufträge balgen und nicht ein Monopolist Maximalpreise verlangen kann. In den Startlöchern steht Boeing mit dem Starliner, an dessen Trägerrakete weitere Firmen wie Blue Origin von Amazon-Chef Jeff Bezos mitwirken.

Die Nase vorn hat aber die Space Exploration Technologies Corporation, kurz SpaceX, mit Sitz in Hawthorne, einem Luftfahrtstandort bei Los Angeles. Sie wurde 2002 von dem Unternehmer Elon Musk gegründet, übrigens noch vor dessen bekannterem E-Auto-Hersteller Tesla. SpaceX arbeitet mit eigenen Produkten, selbst die Triebwerke sind neu entwickelt. Diese werden zudem wiederverwendet, was die Kosten senkt. 2009 transportierte man erstmals einen Satelliten Malaysias in die Erdumlaufbahn, seit 2012 führt man unbemannte ISS-Transportflüge durch, auch Spionagegerät soll die US-Firma schon befördert haben.

SpaceX kämpft mit ganz irdischen Problemen

Anders als Tesla ist SpaceX nicht börsennotiert, und so gibt es kaum Geschäftsdaten. Laut einer Schätzung betrug im Jahr 2019 der Umsatz 2,7 Milliarden Dollar. Eigenen Angaben zufolge macht das Unternehmen bereits Gewinne. Das ist angesichts der hohen Investitionskosten eher zweifelhaft. Ohnehin scheint man mit ganz irdischen Problemen zu kämpfen zu haben: Vor eineinhalb Jahren kündigte SpaceX an, »aufgrund der außerordentlich schwierigen Herausforderungen« zehn Prozent der Belegschaft abbauen zu müssen. Aktuell soll die Mitarbeiterzahl etwa 6000 betragen.

Solche Aktionen sind für Musk wohl eine Randnotiz, da er ganz Großes vorhat. Tesla soll die Autoindustrie umkrempeln, SpaceX die Raumfahrt. Die Schwerlastrakete Falcon Heavy kann Dutzende Satelliten auf einmal transportieren. 2023 will das Unternehmen einen japanischen Milliardär um den Mond fliegen. Doch der besessene Unternehmer Musk will viel weiter: 2025 soll der erste Mensch auf dem Mars landen. Das Andocken an der ISS kommentierte Musk denn auch so: »Das ist hoffentlich der erste Schritt auf dem Weg zu Zivilisation auf dem Mars.« Aber erst mal muss der Rückflug von der Raumstation in einem Monat gelingen.

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