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Italien öffnet Grenzen und Strände

Im vorigen Jahr setzte der Tourismus noch 270 Milliarden Euro um

  • Lesedauer: 3 Min.

Im März, April und Mai gingen die Einnahmen gegen Null. Die touristische Vorsaison in Italien fiel dem Coronavirus zum Opfer. Die Hauptsaison soll diesem Schicksal entgehen. Seit 3. Juni dürfen Touristen wieder nach Italien einreisen. Nach dreimonatiger Abschottung öffnete das Land wieder seine Grenzen für Urlauber, in der Hoffnung, die Sommer-Reisesaison noch zu retten.

Um den Tourismus wieder anzukurbeln, verzichtet Italien auf eine zweiwöchige Quarantäne für Einreisende aus Europa. Auch die Italiener selbst dürfen sich wieder landesweit frei bewegen und in andere Regionen reisen.

Für Italien ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Im vergangenen Jahr hat dieser Wirtschaftszweig einen Umsatz von etwa 270 Milliarden Euro erzielt. Das sind gut 13 Prozent der Wirtschaftskraft des Landes. Sogar 15 Prozent aller Arbeitsplätze in Italien hängen direkt oder mittelbar vom Tourismus ab.

Wegen der Corona-Pandemie ist das Land in eine tiefe Rezession gestürzt. Ob Italien mit täglich Dutzenden Corona-Neuinfektionen derzeit ein attraktives Reiseziel ist, steht noch in Frage. So läuft der Hotelbetrieb erst allmählich wieder an. Am vergangenen Montag waren laut »Corriere della Sera« erst 40 der 1200 Hotels in Rom geöffnet. Ein Mitarbeiter der Unterkunft »Albergo del Senato« berichtete von ersten Reservierungen erst ab Mitte Juni. Zudem würden immer noch Absagen für den Sommer eintreffen.

Hinzu kommen Vorbehalte in den Nachbarländern. Die Schweiz hat noch kein Datum für eine Öffnung der Grenze nach Italien genannt. Dagegen dürfen Reisende aus Frankreich, Deutschland und Österreich ab Mitte Juni wieder ungehindert in die Schweiz kommen. Frankreich kontrolliert die italienische Grenze ebenfalls noch. Am französischen Grenzposten Menton an der Côte d’Azur wurden zahlreiche Italiener abgewiesen, was für ein empörtes Hupkonzert sorgte. Frankreich verlangt von Italienern weiter eine Bescheinigung des Arbeitgebers, dass die Einreise unerlässlich ist. Auch Länder wie Belgien und Großbritannien raten von nicht notwendigen Reisen ab. Österreich erwägt, die Einreise aus bestimmten italienischen Regionen mit niedrigen Infektionszahlen zuzulassen.

In Italien treffen die Vorbehalte der Nachbarn auf Unverständnis. Außenminister Luigi Di Maio mahnte, die Italiener nicht wie »Aussätzige« zu behandeln. Am Samstag hatte er angekündigt, nach Deutschland, Griechenland und Slowenien zu reisen, um für Italien als sicheres Reiseland zu werben.

Fast 30 000 Strandbäder gibt es an der 7600 Kilometer langen Küstenlinie Italiens. Die sogenannten stabilimenti mit Sonnenschirm- und Liegenverleih und oft mit angeschlossenem Restaurant- oder Imbissbetrieb, sind fast alle in Familienbesitz, viele schon seit Generationen. Sie bilden das Rückgrat der italienischen Fremdenverkehrswirtschaft mit ihren zusammen gut 216 000 Beherbergungsbetrieben. Nach der Durststrecke in der Vorsaison hoffen sie nun sehnlichst auf Gäste. nd

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