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Der Titelverteidiger kommt ins Straucheln

Die Dominanz ist verflogen: Im Viertelfinalhinspiel gegen Ludwigsburg kassieren die Basketballer des FC Bayern die nächste Niederlage

  • Manuel Schwarz, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach zwei Jahren totaler Dominanz wankt der deutsche Basketball-Primus FC Bayern heftig - auch wenn die Münchner noch nicht an ein Ende ihrer kurzen Ära denken wollen. Eine Vorentscheidung ist im Viertelfinale gegen die Riesen Ludwigsburg durch das 83:87 im Hinspiel tatsächlich noch nicht gefallen. »Vier Punkte Differenz ist gar nichts«, sagte Bayerns Center Leon Radosevic und demonstrierte vor dem Rückspiel an diesem Freitag einen Mix aus Gelassenheit und Optimismus. Die Auftritte beim Finalturnier in der eigenen Halle aber wecken Zweifel an einem Comeback der erstaunlich unsouveränen Münchner.

Ballverluste, fehlende Durchsetzungskraft und teils lethargisches Verhalten unter dem Korb: Trotz einer kleinen Leistungssteigerung im Vergleich zur enttäuschenden Vorrunde sucht die Truppe von Trainer Oliver Kostic weiter verzweifelt nach ihrer Meisterform. »Man sieht, dass der Mannschaft etwas Selbstvertrauen fehlt«, sagte Manager Marko Pesic am Mittwochabend. Ob dieses in den 42 Stunden zwischen Hin- und Rückspiel zu finden ist, ist fraglich.

Pesic klammert sich daher an Erinnerungen früherer Aufholjagden. »Die Mannschaft stand auch in der Vergangenheit mit dem Rücken zur Wand, so wie jetzt«, sagte er. In der Meistersaison 2017/18 etwa lag Bayern im Viertelfinale gegen Frankfurt 1:2 nach Spielen zurück, gewann dann aber auswärts und drehte die Serie. Es ist mittlerweile acht Jahre her, seit die Münchner 2012 letztmals den Halbfinaleinzug verpassten.

Schon im letzten Gruppenspiel gegen Oldenburg (81:89) hatte der gegnerische Trainer Mladen Drijencic beim Titelverteidiger eine »mentale Schwäche« erkannt. Dieses Manko ist geblieben. Gegen Ludwigsburg reichte sogar eine zwischenzeitliche Führung mit elf Punkten nicht aus. Fast schon ironisch lächelnd berichtete Trainer Kostic: »Die Zahlen sagen alles: Wir hatten allein im letzten Viertel sieben Ballverluste und wir haben Ludwigsburg insgesamt 17 Offensiv-Rebounds überlassen.« Die daraus resultierenden zweiten Wurfchancen nutzten die Ludwigsburger eiskalt. Das sind keine Statistiken eines Meisters, dabei hatte Kostic genau in diesen Bereichen »sehr deutlich« Verbesserungen eingefordert.

Die Bayern können aktuell keine Dominanz zeigen, was auch mit dem Fehlen der Leistungsträger Nihad Djedovic und Greg Monroe zusammenhängt. Routinier Vladimir Lucic spielt weit unter seinen Möglichkeiten, und auch der ehemalige NBA-Profi Paul Zipser ist kein Erfolgsfaktor. Einzig Kapitän Danilo Barthel überzeugte gegen Ludwigsburg mit 20 Punkten. Warum er in wichtigen Phasen nicht häufiger involviert wurde, erklärte der Trainer nicht.

»Es gibt nicht viel Zeit, zu hadern und zu viel zu analysieren. Man muss sich an den guten Sachen hochziehen, da waren heute genug dabei«, gab Manager Pesic seinen Spielern noch mit auf den Weg ins Hotel. Er meinte unter anderem den Fakt, dass sich sein Team am Ende nicht wie gegen Oldenburg komplett aufgab.

Die Ludwigsburger mahnen indes, den Vorsprung nicht überzubewerten. »Wir müssen weiter kämpfen«, unterstrich Hans Brase, der mit 18 Punkten bester Werfer war. Jonas Wohlfarth-Bottermann sah die Situation ähnlich wie sein Münchner Gegenspieler Radosevic. »Vier Punkte sind gar nichts. Das ist ein Dreier und ein Layup«, rechnete er vor. Chefcoach John Patrick forderte nach dem Coup von Spiel eins: »Ich bin stolz, dass wir eine super Moral gezeigt haben. In zwei Tagen müssen wir den Job zu Ende bringen.« dpa/nd

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