Millionen Kinder von Bildung ausgeschlossen

Weltbildungsbericht der UN-Organisation Unesco zeigt Auswirkungen von Armut auf Lernchancen auf

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Fast 260 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit haben keinerlei Zugang zu Bildung. Etwa 17 Prozent aller Minderjährigen im Schulalter sind betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt die UN-Kulturorganisation Unesco in einer auf Daten aus dem Jahr 2018 fußenden Studie mit dem Titel »Inklusion und Bildung«. Der am Dienstag in Paris veröffentlichte Weltbildungsbericht nennt als Hauptursache die Armut. »Armut wirkt sich auf Anwesenheit, Abschluss und Lernchancen aus«, heißt es. Zum Ausschluss von Bildung führen in vielen Ländern aber Faktoren wie Geschlecht, Herkunft oder Behinderungen.

Die Weltgemeinschaft bleibt damit weiter deutlich hinter ihrem in der Globalen Nachhaltigkeitsagenda 2015 verankerten Ziel zurück, bis 2030 jeder und jedem Jugendlichen inklusiv und chancengerecht mindestens einen mittleren Bildungsabschluss zu ermöglichen. Für die Koordinierung der Umsetzung dieses Ziels ist die Unesco zuständig. Der jährliche Bildungsbericht soll Fortschritte auf diesem Weg dokumentieren.

Tatsächlich ist die Zahl der von Bildung ausgeschlossenen Kinder seit der Jahrtausendwende gesunken. Damals wurden noch 350 Millionen zur »verlorenen Generation« gezählt, die besonders in den ärmsten und den Entwicklungsländern heranwächst. Doch die Coronakrise verschärft die Lage nun erneut, stellt die Unesco fest. Mehr als 90 Prozent aller Lernenden weltweit waren oder sind von Schulschließungen betroffen. In den ärmsten Ländern erhielten mittellose oder besonders gefährdete Schüler keinerlei staatliche Unterstützung während der Pandemie. Bereits vor der Krise bestehende Ungleichheiten wurden durch diese weiter verstärkt. Unesco-Generaldirektorin Audrey Azoulay verwies auf die Erfahrung, dass »Gesundheitskrisen viele Menschen zurücklassen können«. Dies gelte besonders für »die ärmsten Mädchen, von denen viele vielleicht nie wieder in die Schule zurückkehren werden«. Nahezu keine Chance eine weiterführende Schule abzuschließen, gibt es für Mädchen in mindestens 20 Ländern - die meisten von ihnen in Afrika südlich der Sahara, stellt die Studie fest.

Defizite beim Zugang zu Bildung gibt es in vielen Ländern auch für Minderheiten und Migranten; Chancengleichheit ist auch im reichsten Teil der Welt keine Selbstverständlichkeit. Auch für Deutschland sieht der Bericht hier Nachholebedarf. Walter Hirche vom Vorstand der deutschen Unesco-Kommission verwies auf Fortschritte hierzulande, kritisierte aber, dass die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf noch immer separiert statt an allgemeinen Schulen lerne. »Das müssen wir ändern.«, forderte Hirche. Das Bundesministerium für Entwicklung verwies auf ein mit 25 Millionen Euro dotiertes »Corona-Sofortprogramm« aus dem eigenen Haus. Mit Agenturen Seiten 4 und 5

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