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Thiele geht auf Nummer sicher
Simon Poelchau über den Streit um die Lufthansa-Rettung
Jetzt hat Lufthansa-Hauptaktionär Heinz Hermann Thiele seinen Widerstand gegen den Einstieg des Staates offenbar aufgegeben. Die Airline scheint also vorerst gerettet zu sein. Doch hat Milliardär Thiele seine Meinung vermutlich nicht aus Sorge um die Beschäftigten, sondern um sein Investment geändert. Denn schon als Haupteigentümer von Knorr-Bremse hat er mehr als genug bewiesen, dass ihm das Wohl der Belegschaft ziemlich egal ist - Hauptsache, die Dividende stimmt.
So wird Thiele zu der Einsicht gekommen sein, dass der Rettungsplan sicherer ist als eine Sanierung mittels eines Schutzschirmverfahrens. Hätte diese leichte Form der Insolvenz nicht funktioniert, so wäre auch sein Geld schnell weg gewesen. Zudem ist der Einstieg des Staates für ihn und die anderen Aktionäre unterm Strich kein schlechter Deal. Zwar müssen sie formal etwas von ihrer Stimmmacht an den Bund abtreten, aber letztlich sind das nur 20 Prozent für eine Summe, die ungefähr dem Zweifachen des jetzigen Börsenwerts des Konzerns entspricht. Kein privater Investor würde so viel Geld für so wenig geben und dann noch beteuern, dass er gar nicht ins Geschäft reinreden will, wie es die Bundesregierung derzeit immer wieder macht.
Insofern ist das Rettungspaket ein schlechter Deal für die Allgemeinheit, weil sie das Risiko trägt, und für die Beschäftigten, weil der Konzern trotz des Einstiegs des Staates auf ihrem Rücken saniert wird.
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