Warnung vor Geldwäschern und Cyber-Kriminellen

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Mindestens acht Personen sind im Internet fast zeitgleich auf Kriminelle hereingefallen. Sie wurden um rund eine Million Euro geprellt. Dies meldete im Mai das »Markgräfler Tagblatt«, eine der ältesten Zeitungen Deutschlands, aus nur einem einzigen Landkreis. Die Schadensumme pro Fall lag zwischen mehreren tausend und mehreren hunderttausend Euro.

Die unbekannten Täter hatten den Geschädigten zunächst am Telefon Investitionsmöglichkeiten in Krypto- oder Fremdwährungen schmackhaft gemacht und sie dazu verleitet, Geld auf Online-Plattformen zu investierten. Kaum war das Geld überwiesen, wurden die Plattformen geschlossen.

Besonders junge Menschen sind häufig von der Cyber-Kriminalität betroffen. Die Täterschaft bei solchen Betrügereien lasse sich kaum ermitteln, hält die Polizei in ihrer Meldung fest. Sie ruft deshalb erneut zu einem »gesunden Maß an Misstrauen« auf.

Die Finanzkriminalität nimmt nach Meldungen von Europol deutlich zu. »Krise und Ausnahmesituation werden von Kriminellen genutzt, um neue Muster und Vorgehensweisen zu entwickeln, um umgehend von der Außergewöhnlichkeit der Situation zu profitieren«, heißt es bei Capco, einem weltweit tätigen Technologieberatungsunterneh- men aus Belgien.

In die Hände spielen den Tätern dabei auch die Umstände in den Geldinstituten selber: »Anti Financial Crime«-Teams sind wegen der Corona-Krise häufig mit stark reduzierter Mitarbeiterzahl unterwegs. Durch das veränderte Verbraucherverhalten in der Krise weichen Transaktionsströme von normalen Werten ab und sorgen dadurch häufiger für falschen Alarm innerhalb der automatisierten Sicherheitssysteme der Banken und Sparkassen. Gleichzeitig erschweren neuartige staatliche Rettungspakete die Überwachung.

Corona und die neuen Probleme haben den Regulator auf den Plan gerufen. Weitere Verschärfungen für die Finanzinstitute deuten sich an. So will die EU-Kommission ihre Geldwäsche-Richtlinien in eine Verordnung umwandeln, um sie EU-weit für alle Staaten bindend zu machen.

Gesundes Maß an Misstrauen

Verbrauchern hilft vor allem ein »gesunden Maß an Misstrauen«. Selbst die Notkreditprogramme und -zuschüsse des Bundes und der Länder bieten Kriminellen Einfallstore. So warnte die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFBHH) vor einer neuen Betrugsmasche.

Über eine in Panama registrierte Domain »corona-zuschuss@ifbhh.de.com« verschickten Betrüger im Mai E-Mails an Unternehmen und Solo-Selbstständige. Darin forderten sie zur Herausgabe vertraulicher Informationen auf. Der Mail war ein (gefälschtes) Belehrungsschreiben beigefügt.

Gefährliche E-Mails

Gefahr besteht nicht allein bei E-Mails, die Ihnen nahelegen, persönliche Daten wie Passwörter oder Zahlungsinformationen zu übermitteln. Sehen Sie sich bei jeder E-Mail die Absenderadresse genau an, empfiehlt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Zwar sei es möglich, original erscheinende Adressen zu fälschen. Doch oft handele es sich um fehlerhaft erstellte Adressen, die Ihnen eine eindeutige Warnung sein können.

»Keine seriöse Organisation, egal ob Finanzinstitut, Behörde oder Unternehmen, befragt Sie nach persönlichen Daten per E-Mail oder Telefon«, erklärt das Bundesamt. Seien Sie immer skeptisch, wenn Sie auf diesen Wegen zu einer Eingabe aufgefordert werden. Löschen Sie im Verdachtsfall die betreffenden E-Mails und klicken Sie keinesfalls auf enthaltene Links. Ausweiskopien sollten Sie niemals per E-Mail übermitteln.

Einige Webseiten täuschen vor, von einem seriösen, namhaften Unternehmen betrieben zu werden und verlangen, Daten zu hinterlegen, um über Neuigkeiten im Zusammenhang mit Corona informiert zu bleiben. Achten Sie auch hier genau auf die Schreibweise von Webadressen. Tippen Sie URLs wenn möglich selbst ein oder wählen Sie eine Internetseite über ein bereits angelegtes Lesezeichen an. Links aus E-Mails sollte grundsätzlich Misstrauen entgegengebracht werden.

Zukünftig könnten Sie auch Anrufe erreichen, in denen angeblich öffentliche Stellen Daten über die Ausbreitung der Epidemie erfassen wollen und dazu personenbezogene Informationen abfragen. Machen Sie telefonisch keine Angaben zu sensiblen Daten.

Ist es trotzdem einmal dazu gekommen, dass Sie sensible Informationen an mögliche Betrüger versendet haben, dann ändern Sie sofort Ihr Passwort. Ging es bei diesen Informationen um berufliche Angelegenheiten, müssen Sie den Vorgang unbedingt Ihrer IT-Abteilung melden. In solchen Fällen ist es empfehlenswert, auch das Passwort bei Ihrem E-Mail-Anbieter zu verändern.

Weitere Hinweise erhalten Sie vom Bundesamt auf dessen Internetseite www.bsi-fuer-buerger.de.

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