Gefangen im goldenen Käfig

Vor dem Restart der NBA am Donnerstag macht die Basketball-Blase in Orlando/Florida immer öfter von sich reden

  • Florian Krebl, Orlando
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn der goldene Käfig nahe des quietschbunten Erlebnisparks zu eng wird, bricht auch ein hochbezahlter Basketball-Superstars mal aus. Unmittelbar bevor die NBA wieder startet, produziert die sogenannte »Bubble« (Blase) in Disney World bei Orland/Florida fast täglich neue Schlagzeilen. Quarantäneflucht mit Stripclub-Besuch, Hygienepannen bei der Essenslieferung: Irgendwas ist immer.

Seit 11. März macht die beste Basketballliga der Welt Corona-Pause. Am Donnerstag gehts weiter - abgeschirmt in Disney World bei Orlando/Florida. Die Liga hat einen klaren Verhaltenskatalog aufgestellt, die Verbote sind teils skurril.»Es ist nicht so, dass die Grenzen hier rot markiert sind und man ganz klar erkennt, welche Linie man nicht übertreten darf«, erklärte der deutsche Nationalspieler Daniel Theis von den Boston Celtics im Interview.

Natürlich sollen die Spieler der 22 Teams den ESPN-Wide-World-of-Sports-Komplex im coronageplagten Florida nicht verlassen. Aber schon hier gab es in der Vorbereitung Schwierigkeiten. Mehrfach kam es vor, dass Spieler die Blase ohne Erlaubnis verließen. Einer der ersten war Richaun Holmes von den Sacramento Kings, der ausbüchste, um eine Essenslieferung anzunehmen. Er musste zehn Tage in seinem Hotelzimmer in Isolation. »Das ist für ihn zwar blöd, an sich ist es aber ein gutes Beispiel, das zeigt, wie strikt das Ganze hier umgesetzt wird«, kommentierte Theis. Tatsächlich verfolgt die NBA die Einhaltung der Regeln mit scharfem Auge. Jeden Tag würden die Spieler auf Corona getestet, berichtete Maximilian Kleber von den Dallas Mavericks: »Wir fühlen uns hier sehr sicher und gegen Infektionen geschützt.«

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gibt es Ausnahmen. Wie den Fall Lou Williams, Guard in Diensten der Los Angeles Clippers. Er hatte zwar die Erlaubnis, für eine Beerdigung abzureisen, soll sich laut US-Medienberichten aber auch in einem Stripclub herumgetrieben haben. Williams will dort nur zum Abendessen gewesen sein - die NBA ermittelt. Mittlerweile ist Williams zurück in Orlando, muss zehn Tage in Quarantäne und verpasst den Restart. Ähnliches droht auch Deutschlands Starspieler Dennis Schröder, der angekündigt hatte, wegen der Geburt seines zweiten Kindes abreisen zu wollen. Natürlich mit Genehmigung.

Einen Corona-Ausrutscher nach Williams-Vorbild wird er sich aber ersparen wollen. Jene können übrigens über die »Snitch Hotline« (Verräter-Hotline) gemeldet werden. Theis schloss aber aus, im Fall des Falles seine Kollegen zu verpfeifen. »Es geht, denke ich, mehr um die Mitarbeiter der Hotels hier, die man schützen will. Sie haben vielleicht etwas Respekt davor, einen NBA-Spieler direkt anzusprechen, der seine Maske nicht über der Nase trägt.« Oder einen Xbox-Controller weitergibt, ein Kartenspiel zweimal verwendet oder ein Tischtennisdoppel spielt.

All das geht laut NBA-Regeln nämlich gar nicht. Bei der Freizeitgestaltung zwischen Training und Spielen müssen die Profis darauf achten, keine Fehler zu machen. Theis hat daher genau geplant, wie er sich die Langeweile am effektivsten vertreibt. Schließlich sind die Celtics einer der Mitfavoriten und könnten im »schlimmsten« Fall noch bis Oktober in Disney World weilen. Lego habe er dabei und natürlich auch die Spielkonsole. »Ich habe mir auch vorgenommen, mal ein Buch zu lesen«, sagte der 28-Jährige: »Und mit dem Golfen habe ich jetzt auch versucht anzufangen.« SID/nd

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