Problematische Zahlen

Birthe Berghöfer über die verzögerten Meldungen häuslicher Gewalt

Es ist eine unerwünschte Prophezeiung, die sich derzeit erfüllt: Immer mehr Bundesländer bestätigen einen Anstieg der Meldung von Fällen häuslicher Gewalt. Der Infektionsschutz zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat eben auch den Zugang zu Meldestellen, Frauenhäusern und Hilfsangebote erschwert. Mit der schrittweisen Aufhebung der Einschränkungen wird nun monatelang unsichtbare Gewalt gegen Kinder und Frauen deutlich.

Sowohl Brandenburg als auch Nordrhein-Westfalen berichten, dass in den ersten Monaten der Pandemie keine erhöhten Zahlen gemeldet worden seien. NRW verzeichnete im Juni sogar ein Drittel weniger gemeldet Fälle häuslicher Gewalt. Zahlen, die kein Grund zur Freude sind, sondern vor allem die Problematik bei der Statistik über häusliche Gewalttaten verdeutlichen: Sie beruht auf polizeilichen Erhebungen und ist damit ein verzerrtes Abbild der Realität.

Denn Betroffenen ist es oft unmöglich, von Zuhause aus Hilfe zu suchen. Mit einem jüngst von der »Canadian Women’s Foundation« ausgedachten Handzeichen lässt sich zumindest bei Videochats heimlich ein Signal senden. Die Dunkelziffern bleiben indes hoch. Die Erfahrungen von Beratungs- und Anlaufstellen, Frauenhäusern und Notrufnummern lassen das wahre Ausmaß von Gewalt gegen Frauen und Kinder lediglich erahnen.

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