Geld heilt nicht alle Wunden

Stefan Otto zweifelt, ob der Coronabonus eine sinnvolle Förderung ist

Das Coronabonus für Familien erinnert ein wenig an das Begrüßungsgeld nach dem Mauerfall. Beides sind Gesten der Politik. Das Begrüßungsgeld war ein Willkommensgruß, der Coronabonus soll eine Wertschätzung ausdrücken, weil viele Familien während des Lockdowns in schwierigen Situationen gesteckt haben und sie diese überwiegend alleine meistern musten.

Aber der Bonus ist nicht mehr als ein Geldgeschenk. Je ärmer die Familien sind, desto wohltuender ist diese Zahlung. Trotzdem ist die Frage berechtigt, ob eine solche Familienförderung sinnvoll ist. Was Familien, die infolge des Lockdowns Spannungen erlebten und mit der Situation überfordert waren, jetzt am besten tut, müsste ermittelt werden. Thüringen hat gerade einen Landesfamilienrat gegründet, um die Lebensqualität zu erhöhen. Das ist ein progressiver Ansatz.

Tatsächlich müssten soziale Einrichtungen wie Frauenhäuser oder Beratungsstellen gestärkt werden; Schulen bräuchten eine bessere digitale Ausstattung; die Kita-Betreuung weist oft gravierende Mängel auf. Und ganz konkret brauchen Familien oft womöglich einfach mehr Zeit, um sich von der Ausnahmesituation erholen zu können. Es gibt viele Dinge, die für die Familien wichtig wären, wichtiger vielleicht als ein Coronabonus.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.