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Größenwahn und große Chance
Andreas Fritsche zum Plan einer Universitätsmedizin in Cottbus
Hinter dem Plan einer Medizinischen Fakultät an der Technischen Universität Cottbus stehen noch viele Fragezeichen. Angesichts der enormen Kosten gilt es zu überlegen, ob Ärzte für Brandenburg nicht auch künftig lieber in Berlin oder Greifswald ausgebildet werden sollten - zumal dem Land Brandenburg bereits ab 2022 massive finanzielle Schwierigkeiten drohen, die zu drastischen Einsparmaßnahmen zwingen könnten. Vielleicht ist es billiger und effektiver, den benötigten Nachwuchs verstärkt durch das bereits bestehende Landärztestipendium an sich zu binden?
Andererseits spricht auch einiges für eine Medizinische Fakultät in Cottbus. Zum Beispiel allein schon die Tatsache, dass Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) mit Professor Karl Max Einhäupl eine echte Koryphäe auf dem Gebiet für das Projekt interessieren und begeistern konnte, einen Mann, der erst skeptisch war - und durch Tatsachen und Tatkraft überzeugt werden will.
Die Berliner Charité ist bekanntlich ein Moloch, der riesige Summen verschlingt. Aber wenn es stimmt, dass Berlin weniger Geld in diese Universitätsklinik hineinsteckt, als durch wirtschaftliche Effekte dabei wieder herausspringt, dann könnte in Cottbus mit der Universitätsmedizin vielleicht tatsächlich erfolgreich Strukturpolitik gemacht werden. Und es kann auch nicht schaden, wenn die Medizinstudenten und Medizinprofessoren ein bisschen mehr internationales Flair in die Lausitzmetropole bringen, die einerseits schon bunt, tolerant und weltoffen ist, andererseits aber doch immer wieder Probleme mit Neonazis hat, die durch die Straßen ziehen. An sich ist Cottbus eine lebens- und liebenswerte Stadt mit einer interessanten Kulturszene. Zu einer vorbildhaften Energiewende gehört, dass diese Stadt beim Braunkohleausstieg nicht verödet.
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