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Erinnern an Todesopfer rechter Gewalt

Initiativen wollen, dass Lichtenberger Bahnhofsvorplatz nach Eugeniu Botnari benannt wird

  • Jordi Ziour
  • Lesedauer: 3 Min.
Rechte Gewalt: Erinnern an Todesopfer rechter Gewalt

»Wir wollen, dass das Gedenken im Bezirk fest verankert wird«, fordert Tina Furore, wie sie sich dem »nd« vorstellt, von Aktiv in Lichtenberg. Der Verein will den öffentlichen Raum in Lichtenberg mitgestalten. Am 17. September, dem vierten Jahrestag der Misshandlung Eugeniu Botnaris durch den ehemaligen Edeka-Filialleiter André S., will der Verein zusammen mit anderen Initiativen den bisher noch unbenannten Bahnhofsvorplatz symbolisch nach ihm benennen, berichtet Furore. Der 34-Jährige Moldawier wurde am 17. September von André S. beim Stehlen einer Flasche Weinbrand erwischt und anschließend verprügelt, getreten und aus dem Laden geschmissen. Drei Tage später verstarb Botnari an den Folgen der Verletzung (»nd« berichtete).

Umbenennung des Bahnhofvorplatzes

»Dafür werden wir Straßenschilder basteln und hochhalten, um uns das besser vorstellen zu können«, sagt Furore. Zudem habe man einen offenen Brief verfasst, der nach der Kundgebung der Bezirksverordnetenversammlung überreicht werde. »Es wäre ein besonders starkes politisches Zeichen, wenn im ehemaligen Neonazikiez Weitlingstraße ein so klares Signal gegen alltägliche und tödliche rechte Gewalt gesetzt werden würde.« An den Kundgebungen beteiligen sich unter anderem die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, die Antifaschistische Vernetzung Lichtenberg und die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt ReachOut.

Auch die Fach- und Netzwerkstelle Licht-Blicke beschäftigt sich schon länger mit dem Fall. Sie fördert seit 2002 das Engagement von Menschen für ein offenes und solidarisches Gemeinwesen in Lichtenberg. Projektleiterin Annika Eckel erzählt, dass Eugeniu Botnari noch am Nachmittag seine Verwandten besuchte. Ihnen soll er erzählt haben, dass er am Morgen in der Edeka Filiale »verdroschen« worden sei. »Weil sich sein Zustand über Nacht erheblich verschlechterte, wollten seine Verwandten am kommenden Morgen den Notarzt rufen. Das lehnte Botnari dann ab, weil er kein Geld habe und nicht krankenversichert sei«, so Eckel.

Am 19. September sei Botnari dann in das Sana-Klinikum gegangen. Dort habe man ihn sofort an die Rettungsstelle des Klinikums verwiesen, berichtet Eckel weiter. »Hier wurde ein lebensbedrohlicher Zustand diagnostiziert und er wurde ins Unfallkrankenhaus Berlin verlegt«. Botnari verstarb am Morgen des 20. September an den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas – mitursächlich war der Schlag von André S. Der Angeklagte wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt. Insgesamt geht die Amadeu-Antonio-Stiftung bundesweit von 208 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990 aus. Die Bundesregierung hat hingegen nur 94 gezählt.

Erinnerung an Kurt Schneider

Auch Kurt Schneider ist erst seit 2018 als Todesopfer rechter Gewalt staatlich anerkannt, obwohl er bereits am 6. Oktober 1999 von vier Neonazis in Lichtenberg zu Tode geprügelt wurde. Zur Erinnerung an die beiden Opfer rechter Gewalt verfassten Aktiv in Lichtenberg gemeinsam mit Licht-Blicke und weiteren Initiativen im Redaktionskollektiv zwei Broschüren. Sie wird bei der Kundgebung am 17. September das erste Mal erhältlich sein. Zudem findet am 6. Oktober um 17 Uhr eine Demonstration in Lichtenberg statt. Diese wird vom Rathaus zum Hoenerweg laufen, um dort am Eingang des ehemaligen Urnenfriedhofs Blumen niederzulegen. »Wir haben vor drei Wochen von der Gedenktafelkommission die Zusagen bekommen, dass es eine Tafel geben wird. Das ist für uns ein großer Erfolg antifaschistischer Gedenkarbeit«, erklärt Tim Reiche von der Antifaschistischen Vernetzung Lichtenberg, die die Demonstration angemeldet hat. »In Zukunft wollen wir daran anschließen, denn Schneider war nicht das einzige Opfer rechter Gewalt im Bezirk.«

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