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Heizen in Berlin: Im Winter wird Holz verbrannt
Senatsumweltverwaltung gibt Tipps zur Kaminofen-Nutzung, Umwelt-Initiativen kritisieren Holzheizkraftwerke
Mit den sinkenden Temperaturen werden die Heizungen hochgedreht – oder die Kaminöfen angeschmissen. Denn in Berlin gibt es laut Angaben der Senatsumweltverwaltung rund 115 000 Kaminöfen. Das Holzofenfeuer ist zwar schön anzuschauen, doch für die Nachbarschaft steigt dadurch die Schadstoffbelastung in der Luft. Und weil die Umweltverwaltung unter Senatorin Ute Bonde (CDU) ohne »pauschale Verbote« die Luftqualität in der Stadt verbessern möchte, bietet sie den »Berliner Ofenführerschein« an.
Von Ende Oktober bis Ende April können 2000 Berliner*innen an einem Online-Kurs teilnehmen, um beim Heizen bis zu 50 Prozent weniger Schadstoffe zu produzieren und bis zu 35 Prozent weniger Holz zu verbrauchen – für einen »nachhaltigen, klimafreundlichen Heizbetrieb im Alltag«, wie Klimaschutz-Staatssekretär Andreas Kraus mitteilt. »Kaminöfen sind ein Stück Wohnqualität, die wir auch zukünftig ermöglichen wollen«, sagt er weiterhin.
Wärme aus Holzverbrennung – das passiert in Berlin nicht nur im Kleinen, also in den privaten Kaminen, sondern auch im Großen, also in Biomasse-Kraftwerken. Denn in Berlin wird Holz auch für die Fernwärme verbrannt. Der Anteil der Holzverbrennung soll im Sinne der Wärmewende noch ausgebaut werden. Doch Umweltschützer*innen sehen darin keinen Beitrag zur ökologischen Energiegewinnung. In der vergangenen Woche haben deshalb die Initiativen Robin Wood und Biofuelwatch gegen das Verfeuern von Holz protestiert, heißt es in einer Pressemitteilung.
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»Holzverbrennung produziert CO2-Emissionen, die erst nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder im Wald gebunden würden«, schreiben die Klima-Initiativen. Sie wenden sich nicht nur dagegen, Holz direkt aus dem Wald zu verheizen, sondern auch dagegen, Altholz zu verwenden. Altholz könne zum Beispiel noch für Holzfaserdämmplatten genutzt werden. Aber wenn es stattdessen auch zum Heizen verwendet würde, dann würde etwa für solche Produkte vermehrt auch auf Frischholz zurückgegriffen, heißt es in der Mitteilung. Der Protest richtete sich im Speziellen gegen die Pläne der landeseigenen Unternehmen Berliner Energie und Wärme (BEW) und Berliner Stadtreinigung (BSR), neue Holzheizkraftwerke zu bauen.
Die BEW versichert wiederum auf ihrer Webseite, Holz nur nachhaltig zu verbrennen: »Wir verwenden beispielsweise nur Waldrestholz wie Kronenholz, das bei der Holzernte übrigbleibt, und setzen kein Holz aus Biotopen, nährstoffarmen Wäldern, geschützten Habitaten oder aus Wäldern ohne hinreichenden Totholzanteil ein.«
Um die Berliner Wärmeversorgung bis 2045 sicher und klimaneutral zu gestalten, entwickelt das Land zurzeit einen Wärmeplan – das ist für große Städte bis zum 30. Juni 2026 Pflicht. »Mit dem Wärmeplan schaffen wir die Grundlage für eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Wärmeversorgung in unserer Stadt«, teilt Umweltsenatorin Bonde mit. Laut Angaben der Umweltverwaltung werden etwa 40 Prozent der Berliner CO2-Emissionen vom Gebäude- und Wärmebereich verursacht. Am Montag startete die Öffentlichkeitsbeteiligung am Wärmeplan. Bis zum 27. November können die Unterlagen eingesehen und Stellungnahmen eingereicht werden.
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