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Anti-Braunkohle-Proteste im Rheinland
Tausende Klimaaktivisten protestieren im Tagebau Garzweiler
Erkelenz. Im rheinischen Braunkohlerevier haben Klimaschutz-Aktivisten am Samstag für ein sofortiges Ende der Stromerzeugung aus Kohle und Gas demonstriert. Die Polizei war mit einem Großaufgebot von Beamten aus mehreren Bundesländern im Einsatz. Sie sollten die Demonstranten daran hindern, in den Tagebau Garzweiler einzudringen. Aufgerufen zu den Aktionen hatten das Bündnis Ende Gelände und andere Organisationen. Ende Gelände sprach von 3000 Teilnehmern an den Aktionen. Nach Angaben der Polizei waren es mindestens über 1000.
Zeitweise gelang es Demonstranten, Anlagen am Rand des Tagebaus und im Kraftwerk Weisweiler bei Aachen zu besetzen. In den direkten Abbaubereich sei aber kein Demonstrant gelangt, sagte eine Polizeisprecherin am Abend. Eine Sprecherin von Ende Gelände bezeichnete die Aktionen als »zivilen Ungehorsam«. Ein RWE-Sprecher betonte, der Betrieb der Anlagen sei nicht eingeschränkt gewesen.
Um Demonstranten vom Tagebau fernzuhalten, setzte die Polizei Pfefferspray und Polizeihunde ein, wie eine Polizeisprecherin in Aachen bestätigte. Die Demonstranten hätten zuvor mehrfach Aufforderungen ignoriert, nicht weiter in Richtung der Abbruchkante des Tagebaus zu laufen. Beamte nahmen 47 Menschen fest, 64 Personen kamen in Gewahrsam. Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach hatte ein konsequentes Einschreiten bei gewalttätigen und rechtswidrigen Aktionen angekündigt.
Über 300 weitere Teilnehmer wurden mit Bussen aus dem Bereich des Tagebaus Garzweiler transportiert, weil sie Platzverweise ignoriert hatten. Sechs Polizisten wurden den Angaben zufolge bei den Protesten am Samstag leicht verletzt, blieben aber dienstfähig.
Nach dem Ende der Auseinandersetzungen um den Hambacher Forst ist der Tagebau Garzweiler zum neuen Zentrum des Streits um die Braunkohle geworden. RWE will den Tagebau bis zum Abschalten seines letzten Braunkohlekraftwerks 2038 weiter betreiben. Dabei sollen noch mehrere Dörfer den Baggern weichen. Der Energiekonzern verweist darauf, dass es im Kohleausstiegsgesetz eine Bestandsgarantie für Garzweiler gibt.
Die Initiative Alle Dörfer bleiben machte am Samstag mit einem Protestzug gegen die Abbaupläne mobil. Demonstranten besetzten am Samstag eine bereits aufgegebene Gaststätte im Ort Keyenberg. Sie warfen RWE vor, systematisch Dorfgemeinschaften zu spalten. Nach Angaben von RWE ist die Umsiedlung der 1500 Bewohner der Ortschaften bereits weit fortgeschritten. Die meisten hätten sich für einen gemeinsamen Neuanfang entscheiden.
Die Proteste richten sich diesmal nicht nur gegen die Braunkohle. Auch vor einem Gaskraftwerk in Düsseldorf zogen etwa 200 Demonstranten auf, wie die Polizei mitteilte. Zudem besetzten Demonstranten eine Baustelle einer neuen Fernleitung zwischen den Niederlanden und Westfalen. Auch Gas sei »extrem klimaschädlich«, sagte eine Sprecherin von Ende Gelände. Deshalb müsse sofort aus allen fossilen Energien ausgestiegen werden.
Für Sonntag wurden weitere Proteste für einen sofortigen Kohleausstieg angekündigt. »Es wird in viel kleinerem Stil ausfallen«, sagte eine Sprecherin des Bündnisses »Ende Gelände« am Sonntagmorgen. So wurde in der besetzten Gaststätte im Ort Keyenberg zu einem gemeinsamen Frühstück mit den Anwohnern eingeladen. Damit wolle man »praktisch eine Neueröffnung« der ehemaligen Gaststätte feiern. Ein Kommunikationsteam der Polizei sei laut Angaben eines Sprechers vor Ort, um mit den Aktivisten in der Gaststätte in Kontakt zu treten. »Momentan ist es relativ ruhig«, berichtete der Sprecher am Sonntagmorgen.
Es seien keine weiteren Demonstrationen für Sonntag angemeldet. In der Gaststätte hatten in der Nacht zu Sonntag rund 50 Aktivisten übernachtet, rund zehn Menschen hätten derweil eine Mahnwache gebildet.
Am Freitag waren in Deutschland auf Aufruf von Fridays for Future bereits Zehntausende Menschen für Klimaschutz auf die Straße gegangen. Weltweit forderten die Demonstranten, den Ausstieg aus der Nutzung von Kohle und Öl zu beschleunigen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen - dafür wäre aus Sicht von Wissenschaftlern ein radikales Umsteuern zwingend notwendig. dpa/nd
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