Die Normalität hält Einzug beim Handball

Die Männer vom THW Kiel gewinnen zum 10. Mal den deutschen Supercup - mit 28:24 gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt

  • Eric Dobias
  • Lesedauer: 3 Min.

Kapitän Domagoj Duvnjak küsste den Silberpokal, hinter ihm tanzten seine Mitspieler im Konfettiregen - doch außer dem kurzen Jubel des THW Kiel über den zehnten Supercup-Triumph war beim Comeback des deutschen Handballs nach 207 Tagen Corona-Pause nichts wie gewohnt. Sicherheit zuerst hieß das Motto am Samstagabend im Düsseldorfer ISS Dome, wo sich der deutsche Rekordmeister vor 2100 Zuschauern durch das 28:24 (14:13) im 102. Nordderby gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt den ersten Titel der Saison 2020/21 sicherte.

Viel wichtiger für die gesamte Branche war die konsequente Umsetzung des strengen Hygienekonzepts mit Mindestabstand, Mund-Nasen-Schutz und Alkoholverbot. »Alle Vorgaben wurden eingehalten. Kein Zuschauer und kein Spieler hat ein Gesundheitsrisiko eingehen müssen«, stellte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann nach dem Abpfiff erleichtert fest. »Von daher sind wir mit der Veranstaltung sehr zufrieden.«

Dass die vom zuständigen Gesundheitsamt zugelassene Kapazität von 2640 Besuchern nicht voll ausgeschöpft wurde, tat der Stimmung auf den Rängen keinen Abbruch. »Es war super, super schön, wieder vor Fans zu spielen. Die Atmosphäre war toll«, lobte Flensburgs Trainer Maik Machulla. »Ich bin optimistisch, dass das auch in Zukunft so weiterlaufen wird und freue mich darauf, wenn wieder viele Leute in die Hallen kommen.«

Darauf hofft auch Bohmann - möglichst schon am kommenden Donnerstag, wenn die Bundesliga in ihre 55. Saison startet. »Wir wünschen uns natürlich mehr Zuschauer und hoffen, die Probephase bis Ende Oktober gut abzuschließen und dann die Zahl der Zuschauer an allen Bundesligastandorten erhöhen zu können«, sagte der 55-Jährige.

Machulla rechnet damit, dass der gewohnte Heimvorteil durch die Fans in den ersten Wochen wegfällt. »Die einen werden mit der Zuschauersituation etwas besser umgehen als die anderen. Jeder muss sich mental darauf einstellen und das Beste daraus machen«, sagte der SG-Trainer. Wegen der Coronavirus-Pandemie rechnet der 43-Jährige ohnehin mit einer »schwierigen Saison mit vielen Fragezeichen. Aber das Wichtigste ist, dass wir spielen.«

Nicht nur wegen des Supercupgewinns geht Titelverteidiger Kiel um Norwegens Superstar Sander Sagosen als großer Favorit in die Spielzeit. Mit dem 25-Jährigen ist der THW noch stärker geworden. Sagosen war gegen Flensburg gemeinsam mit Niclas Ekberg (beide sieben Tore) bester Schütze und glänzte auch als Vorbereiter. »Ich freue mich natürlich über den ersten Titel mit dem THW«, sagte der von Paris Saint-Germain gekommene Rückraumspieler.

Nur 48 Stunden nach dem 27:35-Heimdebakel in der Champions League gegen HBC Nantes präsentierten sich die Kieler formverbessert. »Es war noch nicht alles perfekt, aber wir haben unser wahres Gesicht gezeigt. Dazu möchte ich der Mannschaft gratulieren. Ich bin stolz, dass sie so schnell eine Reaktion gezeigt hat«, lobte THW-Trainer Filip Jicha. Rückschlüsse auf das Bundesliga-Titelrennen wollte er aus dem Spiel aber nicht ziehen.

Dennoch ist klar: Beim Griff nach der Meisterschale führt kein Weg am 21-maligen Rekordchampion vorbei. »Wir sind von der Qualität her sehr gut aufgestellt«, befand Kiels Sportdirektor Viktor Szilagyi. Der starke Nationaltorwart Dario Quenstedt verabschiedete sich mit einer deutlichen Kampfansage an die Konkurrenz: »Wenn wir 100 Prozent Gas geben und nicht nur 80, dann sind wir in der Lage, jede Mannschaft zu schlagen.« dpa/nd

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