• Politik
  • Kommunalwahlen in Sachsen

»Chemnitz ist keine braune Stadt«

SPD-Kandidat Sven Schulze wird neuer Oberbürgermeister von Chemnitz / In Zwickau erobert Constance Arndt das Rathaus

  • Lesedauer: 3 Min.

Chemnitz. Der Sozialdemokrat Sven Schulze wird neuer Oberbürgermeister von Chemnitz. Im zweiten Wahlgang setzte er sich am Sonntag mit 34,9 Prozent gegen seine vier Konkurrenten durch, wie die Stadt als vorläufiges Endergebnis auf ihrer Internetseite mitteilte. Auf Platz zwei landete CDU-Kandidatin Almut Patt (22,0 Prozent), dahinter kam Susanne Schaper (Linke) mit 16,1 Prozent. Der 48-jährige Schulze war als Favorit in die zweite Runde der Wahl gegangen. Derweil sorgten die Wähler in Zwickau für einen Paukenschlag. Dort verlor CDU-Kandidatin Kathrin Köhler, die im ersten Wahlgang vorn gelegen hatte, haushoch gegen ihre Konkurrentin Constance Arndt von der Wählervereinigung »Bürger für Zwickau«. Für Arndt stimmten 71,9 Prozent der Wähler.

In Chemnitz stellt die SPD seit 1993 ununterbrochen den Oberbürgermeister. Nach 14 Jahren hatte Amtsinhaberin Barbara Ludwig allerdings nicht für eine dritte Amtszeit kandidiert. Sie legt nach Angaben der Stadtverwaltung ihr Amt am 31. Oktober nieder. Schulze war bisher Finanzbürgermeister von Chemnitz. »Ich bin megaglücklich«, erklärte SPD-Landeschef Martin Dulig via Twitter zum Wahlausgang. Schulze habe die Kraft, die Stadt zusammenzuführen und ihr neue Impulse zu geben.

Er wolle die Gräben, die es in Chemnitz gebe, überwinden, sagte Schulze nach seinem Wahlsieg der Deutschen Presse-Agentur. Dabei sehe er sich als Vermittler und Moderator. Dass der AfD-Kandidat Ulrich Oehme am Sonntag von allen fünf Bewerbern das schlechteste Ergebnis (13,2 Prozent) erzielte, zeige: »Chemnitz ist keine braune Stadt.«

Nach seinem Wahlsieg will Schulze (SPD) als neuer Oberbürgermeister vor allem die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt forcieren und Bürger stärker in Entscheidungen einbinden. Ein weiterer Fokus liege auf dem Thema Kulturhauptstadt Europas 2025, sagte der 48-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Chemnitz hat sich um diesen Titel beworben, Ende Oktober steht die finale Entscheidung der Jury an.

Chemnitz war 2018 international in die Schlagzeilen geraten, als es dort nach einem tödlichen Messerangriff auf einen Deutschen am Rande des Stadtfestes zu rassistisch motivierten Übergriffen kam. Der Streit um die Frage, ob es »Hetzjagden« gegeben habe, war damals zur Zerreißprobe für die Koalition aus Union und SPD im Bund geworden. Wegen der Messerattacke wurde ein Syrer später zu neuneinhalb Jahren Haft verurteilt.

Auch im knapp 89.000 Einwohner zählenden Zwickau hat die bisherige SPD-Rathauschefin Pia Findeiß nicht erneut kandidiert. Ihre Partei hatte daraufhin keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt. Trotzdem ist es der CDU, die dort bis 2008 den Oberbürgermeister gestellt hatte, nicht gelungen, den Chefsessel im Rathaus zurückzuerobern. Vielmehr machte am Sonntag die 43-jährige Arndt das Rennen mit großem Abstand. Sie gehört dem Zwickauer Stadtrat an und hat bisher beruflich im Modehandel gearbeitet. Agenturen/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal