Die Reise der Tennisgiganten

Rafael Nadal siegt in Paris und treibt mit seinem 20. Grand-Slam-Titel zwei Konkurrenten an

  • Kristina Puck und Wolfgang Müller, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.

Die prompte Gratulation von Roger Federer freute Rafael Nadal. Respektvoll hatte der Schweizer ihn aus der Ferne sofort zum 20. Grand-Slam-Titel beglückwünscht und nannte es sogar eine »große Ehre«, seinen langjährigen spanischen Rivalen würdigen zu dürfen, dabei war er selbst gerade seinen Status als alleiniger Rekordhalter losgeworden. Der Wettstreit, wer in dieser herausragenden Tennisära und außergewöhnlichen Konstellation der erfolgreichste Champion bei den vier wichtigsten Turnieren ist, hat sich mit Nadals French-Open-Triumph intensiviert.

Mit ein wenig Abstand zu seinem 13. Paris-Coup gab der Spanier zu, dass ihn diese ewige Bestenliste antreibt. Natürlich würde er seine Karriere sehr gern einmal als Spieler mit den meisten Grand Slams beenden. Und natürlich bedeute es ihm viel, nun auf einer Stufe mit Federer zu stehen: »Ich bin ein großer Fan der Geschichte des Sports im Allgemeinen.« Bei der emotionalen Siegerehrung auf dem Court Philippe Chatrier - nach dem erstaunlich überlegenen 6:0, 6:2, 7:5 gegen Novak Djokovic, der Nummer eins der Welt - hatte er den Rekord noch als unwichtig beiseite gewischt.

Wird der 34-Jährige bald allein die Bestmarke halten? Federers Zeit als aktiver Tennisgigant dürfte normalerweise als erste ablaufen. Der 39-Jährige ist der Älteste aus dem Ü30-Trio, das seit Jahren das Spitzentennis dominiert. Djokovic (33) hat als Jüngster der sogenannten »Big Three« womöglich noch die längste Zukunft vor sich. Auch der Serbe strebt nach dem Rekord, hätte er in Paris triumphiert, wäre er mit 18 Grand-Slam-Titeln ein Stück näher an seine beide Kontrahenten gerückt. Daran aber war beim spektakulären Abschluss dieser ungewöhnlichen zwei Roland-Garros-Wochen nicht zu denken. Wie bei Federer hatte es auch über Nadal Diskussionen gegeben, ob seine Erfolgsjahre nicht vorbei seien. Doch es sind Siege wie dieser gegen Djokovic, die Nadal Respekt verschaffen. Ein Ende der Dominanz des besten Sandplatzspielers war auch diesmal nicht in Sicht, so kompliziert die Umstände in der Coronakrise und im ungemütlichen Herbst auch waren. Die italienische Tageszeitung »La Repubblica« formulierte am Montag: »Als Nadal erstmals auf dem Platz von Roland Garros gewann, gab es Twitter noch nicht, YouTube war weniger als ein Jahr alt, und die Kinder spielten auf der PlayStation 2. Es war das Jahr 2005.«

Voraussichtlich in acht Monaten kann der Mallorquiner seine Pariser Geschichte fortschreiben. Kein anderer hat annähernd so viele Titel bei einem einzigen Grand Slam geschafft. Federer, der nach seinen Knieproblemen seine Saison frühzeitig beendete und im nächsten Jahr wieder angreifen will, triumphierte achtmal in Wimbledon. Djokovics bevorzugtes Terrain sind mit acht Titeln die Australian Open.

Rafel Nadal legte sich am Sonntagabend nicht fest, ob er in Melbourne Anfang 2021 dabei sein wird. Wegen der Coronavirus-Pandemie sollen die Spieler bei den Australien Open nach der Anreise 14 Tage in Hotelquarantäne. »Man muss jetzt zu jeder Zeit die richtigen Entscheidungen treffen«, sagte der spanische Weltranglistenzweite. Ebenso offen ließ er, ob er in diesem Jahr überhaupt noch einmal antritt und auch, ob er die ATP-WM Mitte November in London spielt. Klar und deutlich dagegen sagte er: »Wir spielen weiter.« Er meinte sich und Federer. Der Schweizer schrieb in den sozialen Netzwerken, er hoffe, Nummer 20 sei nur ein weiterer Schritt auf ihrer Reise. dpa/nd

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