Den Opfern hilft das wenig

Stefan Otto über härtere Strafen bei sexueller Gewalt gegen Kinder

Das Bundeskabinett verschärft die Strafen für sexuelle Gewalt, die sich gegen Kinder richtet. Das mag angemessen und auch gerecht sein. Aber in dem Handeln schwingt auch ein politischer Aktionismus mit. Nach den Vorfällen von Münster oder Bergisch-Gladbach, wo Pädophilennetzwerke ausgehoben wurden, gab es einen erheblichen Handlungsdruck. Jetzt reagiert die Bundesregierung darauf - aber es bleibt die Frage, was diese verschärften Strafen bewirken können.

Vornehmlich kommt das Kabinett einem verbreiteten Gerechtigkeitsempfinden nach, was sich positiv auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik und in die Justiz auswirken wird. Was diese Strafverschärfungen allerdings nicht erreichen werden, ist ein besserer Schutz der Opfer vor Übergriffen. Wohl kaum jemand mit pädophilen und gewalttätigen Neigungen wird sich durch eine höhere Bestrafung von seinem Handeln abbringen lassen. Sicherlich wissen die Täter um die Konsequenzen durch eine drohende Strafe und soziale Ächtung. Doch sie begehen die Taten trotzdem. Was dagegen Opfern helfen kann, ist eine Sensibilisierung der Jugendämter und Ermittlungsbehörden für das Problem, um Vorfälle wie in Lügde, wo Kinder zehn Jahre lang gequält wurden, schneller aufzudecken.

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