Handvolle Packung und große Träume

Turbines Fußballerinen wirft ein 0:5 gegen Wolfsburg nicht um

  • Matthias Koch, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam müssen eine Packung verdauen. Mit 0:5 waren die Spielerinnen von Trainer Sofian Chahed am Freitagabend gegen den VfL Wolfsburg im Karl-Liebknecht-Stadion untergegangen. Das Geisterspiel unter Flutlicht wurde zu einer Lehrvorführung - obwohl Potsdam vor der Partie mit 16 Zählern aus sieben Begegnungen als Tabellendritter nur drei Punkte hinter dem Zweiten Wolfsburg rangierte. Von sportlicher Augenhöhe konnte aber keine Rede sein. »Wir haben die Gegentore zu einfach geschluckt. Dadurch hat Wolfsburg die Sicherheit bekommen. So konnten sie ihre Klasse ausspielen«, sagt Chahed. Nach drei Gegentoren war das Spiel schon zur Pause gelaufen. Nach dem Wiederanpfiff ging es für die Gastgeberinnen in der sehr einseitigen Begegnung nur noch um Schadensbegrenzung, zwei Treffer mussten sie aber noch hinnehmen.

»Wir können und wollen uns mit Wolfsburg nicht vergleichen, hatten uns aber ein bisschen mehr ausgerechnet«, erklärte Potsdams neuer Coach Chahed. Von alten Erfolgen kann Turbine nur noch träumen. Mit dem letzten Meistertitel 2012 unter Trainerlegende Bernd Schröder ging eine Wachablösung im deutschen Fußball der Frauen einher. Die Schale reckten seitdem nur noch die Fußballerinnen von Bayern München (2015, 2016) und aus Wolfsburg (2013, 2014 und 2017 bis 2020) hoch. Genau diese beiden Teams brachten Turbine auch die ersten beiden Saisonniederlagen bei. Am 7. Spieltag hatten die Potsdamerinnen mit 0:3 in München das Nachsehen, jetzt gab es die handvolle Packung durch die Meisterinnen aus Wolfsburg. »Im Moment muss man anerkennen, dass diese beiden Mannschaften einfach personell stärker besetzt sind. Sie haben mehr Erfahrung und Spielsicherheit«, befand Turbines Präsident Rolf Kutzmutz.

Dennoch ist die Teilnahme an der Champions League, die zuletzt nur dem Meister und Tabellenzweiten vergönnt war, auch für Potsdam in Sichtweite. Die Bundesliga hat jetzt drei Startplätze. Deswegen kann Turbine trotz der jüngsten Niederlagen gegen die Topklubs weiter von Europa träumen. Hauptkonkurrent ist dabei der Uralt-Rivale aus Frankfurt am Main, der jetzt unter dem Dach des Männervereins Eintracht spielt. Und so gilt es für die Potsdamerinnen am kommenden Freitag in Frankfurt mehr Widerstand als gegen Wolfsburg zu leisten. »Der dritte Platz ist selbstverständlich unser Ziel. Wir sind trotz der Niederlage immer noch Dritter. Frankfurt hat auch noch das eine oder andere schwere Spiel vor sich«, meint Chefcoach Chahed. »Wir sind voll im Soll, auch wenn das Wolfsburg-Spiel ein kleiner Rückschlag ist. Aber wir waren auch selbst dafür verantwortlich, dass es überhaupt ein Spitzenspiel war.«

Mit Chahed sind sie in Potsdam sehr zufrieden. Der frühere Bundesligaspieler von Hertha BSC und Hannover sowie spätere Nachwuchscoach der Hertha hat im Sommer Matthias Rudolph abgelöst, weil der Schröder-Nachfolger einer hauptamtlichen Tätigkeit nicht zugestimmt hatte. »Die meisten sehen ja nur die erste Mannschaft. Aber dass der Cheftrainer jetzt den ganzen Tag da ist und auch die Nachwuchstrainer einbeziehen kann, ist wichtig. Und: Er kommt bei der Mannschaft an«, erzählte Turbine-Chef Kutzmutz.

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