Rechtsverdreher

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 2 Min.

Der mit allen Wassern gewaschene persönliche Anwalt des noch amtierenden US-Präsidenten ist in heikler Mission unterwegs. Rudolph »Rudy« Giuliani soll für Trump die Wahl stehlen, in aller Öffentlichkeit. Die turbulente Pressekonferenz, mit der das Anwaltsteam der Trump-Kampagne am vergangenen Donnerstag Aufsehen erregte, war nur ein Beispiel für die Haltet-den-Dieb-Methode, mit der der Betrug am Wahlvolk versucht wird. Gezeichnet wurde bei dem Auftritt das Bild einer riesigen Verschwörung, die Stimmen für Trump in solche für Biden verwandelt haben soll und ihn so um die der Wahlmänner aus den Swing States bringen will. Die Identität seiner Quellen ließ Giuliani im Dunklen, da sie sonst um ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen fürchten müssten. Klar: Wer sich mit George Soros und den Chavisten anlegt, die das Ganze ja eingefädelt haben, der lebt eben gefährlich.

Bei aller Komik ihrer Auftritte: Die Skrupellosigkeit von Leuten wie Giuliani und die Wirkung starker Behauptungen unterschätzt man besser nicht. Der Mann, der trickreich die Trump-Ära verlängern will, wurde 1944 in Brooklyn geboren und legte nach dem Studium der Rechtswissenschaften an der New York University eine steile Karriere bei der Bundesanwaltschaft und im Justizministerium hin. Mit dem Drogenring der Cosa Nostra in den USA verstand er als Ankläger keinen Spaß. Eine harte Hand bei der Verbrechensbekämpfung (Polizeigewalt inklusive) war als Nulltoleranzstrategie auch das Markenzeichen des Republikaners in seiner Amtszeit 1994 bis 2001 als Bürgermeister von Big Apple. In dieser Funktion wurde er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 national ein Star und auch international bekannt. Mit Ambitionen für den Senat 2000 und das Weiße Haus 2008 scheiterte er vor allem an sich selbst. Giuliani ist ein Trump-Unterstützer der ersten Stunde und wie dieser ein schmieriger Macho, wie in »Borat Anschluss Moviefilm« gut zu sehen ist.

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