Seehofer flirtet mit Assad

Ulrike Wagener über den Abschiebestopp nach Syrien

  • Ulrike Wagener
  • Lesedauer: 2 Min.

Syrien ist kein sicheres Land. Dass Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) nun trotz des noch ausstehenden Lageberichts des Auswärtigen Amts den allgemeinen Abschiebestopp in das Land aussetzen will, wäre schlicht völkerrechtswidrig. Schon für das Treffen der europäischen Innenminister in der vergangenen Woche hatte Seehofer den Fokus von Migration auf Terrorabwehr verschoben. Das Gleiche plant er wohl für das Treffen mit seinen Amtskollegen aus den Bundesländern Anfang Dezember.

Eine wirksame Strategie gegen Terrorismus ist die Übergabe von Straftätern an ein folterndes diktatorisches Regime nicht. Denn erstens ist sie rechtlich kaum umsetzbar. Das Folterverbot, aus dem sich der Abschiebestopp ableitet, gilt auch für Straftäter und sogenannte Gefährder. Zweitens würde die Abschiebung Einzelner die Gefahren in Deutschland nicht verringern, sondern womöglich sogar weitere Menschen radikalisieren.

Seehofers Forderung ist also vor allem ein Signal. Es bedeutet eine Annäherung an die Assad-Regierung, mit der Deutschland aktuell keine diplomatischen Beziehungen unterhält. Denn für Abschiebungen bedürfte es Absprachen mit syrischen Behörden. Und einer weiteren Aufweichung des Asylrechts. Pro Asyl befürchtet, dies könne ein erster Schritt sein, um später auch andere Gruppen nach Syrien loszuwerden; siehe Afghanistan.

Nicht zuletzt ist es ein Zugeständnis an die politische Rechte in Deutschland, die nur zu gern die Grundrechte für Geflüchtete und Migranten eingeschränkt sähe. Dass Seehofer gleichzeitig der so genannte Beauftragte Vorsitzende des neuen Kabinettausschusses zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus ist, ist ein Hohn für davon Betroffene.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal