Die Kraft der Anschauung

Von unordentlichen Feldern, die das Ministerium von der Permakultur überzeugten

  • Helge Swars, Weltfriedensdienst
  • Lesedauer: 3 Min.
Permakultur sorgt für gute Laune.
Permakultur sorgt für gute Laune.

»Warum sieht das alles so unordentlich aus?« Die Berater vom Landwirtschaftsministerium sind entsetzt: So kann kein Feld effektiv bearbeitet werden. Während ihrer zweiwöchigen Projekttour stoßen sie täglich auf Bauern und Bäuerinnen, deren Felder kreuz und quer von Gräben, Erd- und Steinwällen durchzogen und mit Löchern übersät sind. Das Hacken zwischen den Erdnüssen wird durch rankende Wassermelonen erschwert. In den Löchern nehmen sich Gurken und Hirse, Bohnen, Chili, Kräuter und kleine Baumsetzlinge gegenseitig den Platz weg. Aus Steinhaufen ragen einzelne Kohlpflanzen hervor. Blumen und Bäume ohne erkennbaren Nutzen sind über die Felder verstreut.

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Die Beamten wurden von den Kleinbauern und -bäuerinnen der Selbsthilfeinitiative PORET eingeladen. Direktor Julious Piti setzt auf ihre Unterstützung, um die Arbeit im knochentrockenen und heißen Flachland von Chimanimani auszuweiten.

In den ersten Tagen der Exkursion ist die Atmosphäre aufgeladen. Auf der Fahrt zwischen zwei kleinbäuerlichen Gehöften schweigen sich PORET-Leute und Berater an. Bei den Besichtigungen gibt es immer wieder Streit: Was da gemacht wird, widerspreche allem, was man über moderne Landwirtschaft weiß. So etwas könne man im 21. Jahrhundert doch nicht ernsthaft fördern. Während die PORET-Leute zuhören und beobachten, lassen sich die Kleinbäuerinnen und -bauern vom Expertenwissen nicht einschüchtern. Sie halten dagegen, erklären - und vor allem zeigen sie immer wieder, warum es Sinn macht, was sie da tun.

Nach ein paar Tagen ändert sich die Stimmung. Die Berater haben inzwischen auch viele aufgeräumte Felder gesehen. Dort wächst kaum etwas. Zu trocken ist es in den vergangenen Wochen mal wieder gewesen. Die Sonne hat den Boden hart gebacken. Mit einer Hacke ist ihm nicht mehr beizukommen. Wozu auch, selbst Unkraut hat hier keine Chance. Unter den Melonenblättern jedoch kommen sie mit der Hand in den Boden. Das Unkraut bekommt nicht genug Licht, um zum Problem zu werden. Die Bäume spenden Schatten in der Mittagshitze. Blumen locken Insekten an. Unter den Steinhaufen ist die Erde feucht. Die Gräben ergeben auf einmal einen Sinn. Sie hindern das Regenwasser daran, vom Feld zu fließen, und leiten es in die Pflanzlöcher. Die bunte Pflanzenmischung darin gedeiht prächtig. Tierdung sorgt für Nährstoffe, und eine dicke Mulchschicht hält die Feuchtigkeit.

Am Ende der Projekttour sind die Berater Anhänger der Permakultur-Methoden von PORET geworden. In den Dörfern sind sie es, die den Menschen energisch ans Herz legen, sich die Modellprojekte anzusehen und nachzuahmen.

In seiner Arbeit setzt PORET auf die Kraft der Anschauung. Obwohl viele Mitarbeiter*innen jahrzehntelange Erfahrung mit Permakultur-Projekten haben, richten sie ihr Augenmerk nicht auf Erklärungen, sondern auf das Verständnis der Zusammenhänge.

Julious Piti kam mit seiner Frau und der neugeborenen Tochter in die unwirtliche Gegend, um zu zeigen, was unter den Bedingungen möglich ist. Als seine Nachbarn sahen, wie er das Land umwandelte, kamen sie zu ihm, fragten nach, schauten sich ab, was er macht. Daraus entstand PORET als kleinbäuerliche Selbsthilfeinitiative. Die Gehöfte von Julious’ Familie und drei ihrer Nachbarn sind inzwischen eine 20 Hektar große grüne Oase inmitten der Wüste. Hier hat PORET ein Büro, Versammlungsräume und Unterkünfte errichtet. Mehrere Waldgärten, eine Baumschule und ein ausgedehntes Wassererntesystem vervollkommnen den Anschauungsort für Permakultur in ariden und semiariden Klimaten.

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