Die Dystopie des Wohnungsmarkts

Nicolas Šustr über das Agieren von Akelius in Berlin

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Nachdem bei den Mieten offenbar die Decke erreicht ist, setzt der schwedische Immobilienkonzern Akelius nun in Berlin auf die letzte Stufe der Wohnungsverwertung: den Verkauf als Einzeleigentum. Für 1,25 Millionen Euro wird in Wilmersdorf eine 120-Quadratmeter-Wohnung angeboten.

Fast 79 Jahre würde es dauern, bis allein der Kaufpreis ohne Zinsen mit der höchstzulässigen Miete laut Mietendeckel abgezahlt wäre. Und das entspricht schon einer recht ordentlichen monatlichen Kaltmiete von über 13 Euro pro Quadratmeter. Dass sich das kein Normalverdiener mehr leisten kann, steht außer Frage.

»Genauso gut könnte man die Wohnungen zumauern«, sagte ein Aktivist schon über die Vermietungspolitik von Akelius. Die Verkaufspolitik setzt dem noch die Krone auf. Denn niemand wird eine Wohnung zu solchen Preisen kaufen, um sie zu vermieten - es wird sich schlicht niemand finden, der die nötige Summe bezahlt. Wenn sich überhaupt ein Käufer findet - die Zahlen sind im ersten Halbjahr um 20 Prozent eingebrochen -, wird es allerhöchstens ein Spekulant sein.

Nur in der Hoffnung auf noch höhere Preise wird hier jemand zuschlagen. Somit dürfte der Wohnung ein Schicksal als höchstens sporadisch genutztes Feriendomizil drohen. Wie das schon bei vermutlich Zehntausenden anderen Wohnungen in der Stadt der Fall ist, die faktisch nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck zur Verfügung stehen. Ein umwelt- und stadtzerstörerischer Irrsinn, der nicht nur Mieter in Nöte bringt, sondern dem ganzen Gemeinwesen Milliardenkosten aufbürdet. Denn letztlich zahlen alle für die so erzielten Gewinne von einigen.

Wenn im Bund kein radikaler Bruch in der Mieten- und Bodenpolitik erfolgt, führt an der Vergesellschaftung des Wohnraums in Berlin eigentlich kein Weg mehr vorbei. Ansonsten stirbt die Stadt den Investorentod.

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