Kummt, Bargbrüder, fahrn mer aus!
Der Bergbau prägte das Erzgebirge - und macht es jetzt zum Welterbe
Das Selbstverständnis des Erzgebirges lässt sich in fünf Worte fassen: »Alles kommt vom Bergwerk her.« Die Region, einst von einem Urwald namens »Miriquidi« überzogen, blühte auf, als 1168 bei Freiberg Silbererz gefunden wurde. Das erste »Berggeschrey« führte zu rascher Besiedelung. Ende des 15. Jahrhunderts gab es weitere reiche Funde. Bergstädte wie Annaberg, Marienberg, Schwarzenberg und Schneeberg entstanden. Die Erzfunde waren die Basis für den Reichtum der sächsischen Landesherrn und den barocken Prunk in der Dresdner Residenz. Für die Bergleute bedeutete ihre Arbeit Einkommen, aber auch Fron, Gefahr und Entbehrung - gerade im Winter. »In der Nacht fängt a de Schicht, und wenn’s finster is, da kumm mer wieder«, heißt es im Bergmannslied »Kummt, Bargbrüder, fahrn mer aus!« des 1999 verstorbenen Mundartdichters Werner Kempf. Um so größer war die Sehnsucht nach Licht, die in der »Mettenschicht«, der letzten vor Heiligabend, gestillt wurde. »Tausend Lichter brenne fei«, dichtete Kempf in dem Lied; sie künden: »De Sonn steigt wieder am Himmel nauf.« Weihnachten ist im Erzgebirge bis heute vor allem ein Fest des Lichts, mit zahllosen Kerzen auf den Pyramiden, Schwibbögen und Lichterfiguren wie Bergmann und Engel.
Der Bergbau ist, obwohl steigende Rohstoffpreise zeitweise ein erneutes »Berggeschrey« erwarten ließen und neue Gruben etwa zur Förderung von Flussspat tatsächlich erschlossen wurden, längst nicht mehr der dominierende Wirtschaftszweig in der Region. Ihre Kultur prägt er aber weiter. Das »Steigerlied« ist quasi ihre heimliche Hymne. Und 2019 wurde die Montanregion im sächsisch-böhmischen Erzgebirge in das Welterbe der Unesco aufgenommen. hla
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