In Lauerstellung

Jana Frielinghaus über den Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union

Friedrich Merz hat begonnen, sich in Zurückhaltung zu üben, fast klingt er ein bisschen demütig. Das ist ein wichtiges Indiz dafür, dass es ernst wird im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Schwesterparteien mit dem C im Namen. Denn bislang schien der Ex-Blackrock-Manager vor Siegesgewissheit fast zu platzen.

Nun hört man Ungewohntes von Merz: Sollte er auf dem Parteitag am 16. Januar zum CDU-Vorsitzenden gewählt werden, könne er sich auch damit anfreunden, dass sich die Unionsparteien noch ein wenig Zeit lassen mit der Kür des Kanzlerkandidaten, sagt er. Und betont sogar, er gehöre nicht zu denen, die aus einer Wahl zum Parteichef ein Zugriffsrecht auf die Spitzenkandidatur ableiten. Das ist insofern bemerkenswert, als genau dieses Zugriffsrecht in der Geschichte der CDU quasi Gesetz war.

Dass Merz seinem Mitbewerber um den CDU-Vorsitz, Armin Laschet, wie auch CSU-Chef Markus Söder die Fähigkeit attestiert, die Union in den Bundestagswahlkampf zu führen, zeigt, dass er sich seiner Sache nicht mehr so sicher ist. Er weiß offenbar, dass die Begeisterung der Erzkonservativen in der CDU für ihn noch keine Garantie für eine Mehrheit in der Partei ist, die 15 Jahre lang von Angela Merkels Politik der unbekümmerten Übernahme sozialdemokratischer und grüner Politikansätze geprägt war.

Für die Fortsetzung des Stils der Kanzlerin steht Laschet. Die geschmeidige Anpassung an Stimmungen einer Mehrheit in der Bevölkerung hat wiederum Söder zur Perfektion gebracht - und es in der Pandemie zugleich verstanden, sich als entscheidungsfreudiger Macher zu präsentieren.

Zwar hat Söder Ambitionen aufs Kanzleramt bislang dementiert. Umfrageergebnisse sprechen dafür, dass er seine Zurückhaltung aufgeben wird. Klar dürfte sein: Mit harten Bandagen können alle drei potenziellen Spitzenkandidaten kämpfen.

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