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- Entgeltungleichheit zwischen den Geschlechtern
Gender Pay Gap: Diskriminierung kleingerechnet
Jana Frielinghaus über die neuesten Daten zur Entgeltungleichheit zwischen den Geschlechtern
Das Statistikamt in Wiesbaden präsentiert seine Daten scheinbar nüchtern und neutral. Aber eigentlich macht es durch Einordnung von Daten Politik. Was bitte soll es denn heißen, dass ein Großteil der Schlechterstellung von Frauen beim Arbeitsentgelt »strukturelle« Gründe habe und nicht auf direkte Diskriminierung zurückzuführen sei? Das ist genau das Mantra, mit dem die Lobbyverbände der Unternehmer argumentieren. Und alle Verantwortung für Ungleichbehandlung dem Staat zuweisen.
Diese ominösen Strukturen sind eben auch diskriminierend. Und sie können sich in einer auf die optimale Verwertbarkeit der Arbeitskraft fixierten Gesellschaft bestens halten. Und warum soll es eine unhinterfragbare »Struktur« sein, dass Menschen in »Frauenberufen« weniger Lohn und Gehalt erhalten als in der Industrie Beschäftigte? Voraussetzung für die Wertschöpfung letzterer ist schließlich das Funktionieren der gesellschaftlichen Infrastruktur, also Betreuung und Pflege von Kindern, Kranken und Alten, Bildung.
Dafür, dass private Sorgearbeit gerechter zwischen den Geschlechtern verteilt wird, müssen Staat und Wirtschaft mehr tun. Denn Frauen erledigen sie maßgeblich wegen ihrer schlechteren Entlohnung, und sie werden dann noch schlechter entlohnt, weil sie häufiger in Teilzeit arbeiten. Das führt dann zur Fortschreibung noch größerer Ungleichheit bei den Renten. In Zeiten des Fachkräftemangels müsste es im eigenen Interesse der Unternehmen liegen, ihren Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle zu leisten.
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