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Einspielen mit einer Tasse Tee
Die WM-Auftaktpartie der deutschen Handballer soll Sorgen vertreiben
Ganz zum Schluss formulierte Hanning einen Satz, der eine Aufforderung und gleichzeitig einen Wunsch war. »Jetzt schlagen wir morgen Uruguay mit einer Tasse Tee in der Hand«, sagte der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Er saß im Hotel des deutschen Teams unweit der Pyramiden von Gizeh, als er seiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass mit dem Auftaktspiel am Freitag gegen die Südamerikaner die Debatte um die Weltmeisterschaft in Ägypten thematisch verlagert wird - weg von Coronatests und Hygienesorgen, hin zum Sport.
Der Tee symbolisiert eine gewisse Gelassenheit, die sich Hanning für die nächsten Tage wünscht. Im Vorfeld des Turniers wurde die Veranstaltung in Frage gestellt und diese Diskussion hat mächtig Rückenwind erhalten, nachdem die USA und Tschechien ausgeschlossen werden mussten, weil es zu viele Corona-Infektionen gegeben hatte. Mittlerweile sind alle 32 teilnehmenden Mannschaften in und um die ägyptische Hauptstadt eingetroffen und innerhalb der Turnierblase ist bislang kein positiver Fall aufgetreten.
Für Philipp Weber spielen die gesundheitlichen Aspekte ohnehin keine vordergründige Rolle. »Dafür sind andere Menschen zuständig, ich fühle mich hier sicher«, sagte der Rückraumspieler vom SC DHfK Leipzig: »Wir sind hier, um Handball zu spielen und ich mit großer Vorfreude ran.« Webers Freude am Spiel wird nötig sein, denn Bundestrainer Alfred Gislason hat ihn als Spielmacher Nummer eins auserkoren. Der Leipziger ist erstmals gegen Uruguay gefordert, dem Spiel der deutschen Mannschaft eine möglichst klare Kontur zu geben. Die Südamerikaner werden kein Stolperstein für die DHB-Auswahl sein: Es geht nicht um den Sieg an sich, sondern darum, »gut ins Turnier zu kommen«, wie es Gislason formulierte. Viele Spieler im Team des Isländers spielen zum ersten Mal eine Weltmeisterschaft und deshalb müssen sie möglichst schnell davon überzeugt werden, dass sie gut genug sind, um auf diesem Niveau bestehen zu können. Das Gefühl tragen sie in sich, schließlich sind sie allesamt gestandene Bundesliga-Akteure, aber es bedarf eben der Bestätigung im Wettkampf.
Uruguays Handballer sind dafür im Grunde ein angenehmer Gegner, denn sie stellen im internationalen Maßstab nur unteres Mittelmaß dar. Allerdings, darauf verwiesen Gislason und Weber unabhängig voneinander, werden sich die Südamerikaner mit großem körperlichen Einsatz zur Wehr setzen. »Wir dürfen uns von der Härte nicht beeindrucken lassen«, forderte Weber. Einfach am eigenen Konzept festhalten, auch wenn es mitunter Schmerzen verursachen wird, lautet die Devise der deutschen Handballer.
Für das umformierte Team geht es gegen Uruguay darum, weiter an der Selbstverständlichkeit auf dem Feld zu arbeiten. Bei den klaren Siegen in der EM-Qualifikation gegen Österreich, die gleichzeitig die Testpartien vor der WM waren, zeigte die Mannschaft positive Ansätze. Andreas Wolff war nach dem zweiten Vergleich gegen den Nachbarn, einem 34:20-Sieg, beinahe euphorisch. »Ich habe schon richtig Bock«, sagte er. Der Torhüter ist überzeugt, dass das Team gut auf die Anforderungen einer Weltmeisterschaft vorbereitet ist. Der Stresstest während des Turniers steht allerdings noch aus.
Gislason, der alte Trainerhase, verspürte ebenfalls Freude vor seiner Turnierpremiere als Coach der deutschen Nationalmannschaft. »Ich bin immer angespannt«, sagte er mit Blick auf die 60 Minuten gegen Uruguay. Dennoch ließ der Isländer durchblicken, dass er mit einem Erfolg rechnet, ebenso wie beim zweiten Vorrundenduell am Sonntag gegen die Kapverdischen Inseln. »Erst nach dem Spiel gegen Ungarn wissen wir, wo wir stehen«, sagte Gislason. Die Partie gegen die Magyaren steht am kommenden Dienstag auf dem WM-Spielplan. In den 60 Minuten gegen die Ungarn wird sich erweisen, wie groß die Rolle der Deutschen bei diesem Turnier sein kann. Im besten Fall wird bis dahin nur noch über die sportlichen Chancen gesprochen - und nicht über positive Testergebnisse und Lücken in der Blase.
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