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Lasst die Schulen zu
Rainer Rutz über den Umgang mit dem Daheimbeschulungselend
Ob in Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz: Die Schulen sind gerade einmal wenige Wochen geschlossen, schon läuft die Debatte über das Wann und Wie etwaiger Wiedereröffnung auf vollen Touren. Zwar behauptet niemand mehr, Schulen seien keine Infektionstreiber. Dafür haben die Verfechter baldiger Öffnungen nun die ob der Daheimbeschulung traurigen Kinderaugen entdeckt. Ihre Argumente, zugespitzt: Homeschooling macht einsam, dumm und übergewichtig.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Debatte auch die Berliner Bildungspolitik erreicht. Dass das Distanzlernen in vielen Fällen suboptimal funktioniert, ist unbestritten. Nicht nur, weil die digitale Plattform »Lernraum Berlin« zuletzt so oft stotterte und jetzt grundlegend überarbeitet werden muss. Häufig regiert an Schulen auch immer noch das Prinzip Aufgabenabwerfen.
Trotz allem darf es im Moment nicht darum gehen, irgendetwas zu öffnen, auch nicht die Schulen. Zu groß wäre die Gefahr, dass die Infektionszahlen erneut in die Höhe schießen. Stattdessen brauchen Schüler und Eltern konkrete Soforthilfe: angefangen bei der Fortsetzung der Vergabe von Laptops, die längst nicht alle armen Schüler erreicht haben, über einen massiven Ausbau kostenfreier Nachhilfeangebote über die Sommer- und Winterschulen des Senats hinaus bis zu dem von Elterninitiativen geforderten Corona-Kindergeld in Höhe von mindestens 1000 Euro im Monat.
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