Frage der Ehre und des Prinzips

Andreas Fritsche zum Streit der Linken mit dem Haus Hohenzollern

Warum haben sich Brandenburgs Linke und das Haus Hohenzollern wegen 1,2 Millionen Euro Entschädigung derart miteinander verkeilt? Es geht beiden Seiten ums Prinzip. Es ist eine Frage der Ehre daraus geworden.

Denn der Hintergedanke der Sozialisten kann nicht sein, das nach ihrer Volksinitiative »Keine Geschenke den Hohenzollern« mögliche Volksbegehren als Knüller im Bundestagswahlkampf einzusetzen. Zu schleppend lief die Sammlung der Unterschriften, zu niederschmetternd war nach dem Start der Volksinitiative im Sommer 2019 kurz darauf im September das Ergebnis der Landtagswahl - die Linke stürzte ab von 18,6 auf 10,7 Prozent.

Auf der anderen Seite könnte sich Georg Friedrich Prinz von Preußen entspannen. Die Linke flog im Ergebnis der Landtagswahl aus der Regierung und hat als Oppositionspartei nichts zu melden. Überhaupt: Was kümmert es, ob die Vorväter den Nazis Vorschub leisteten? Dafür tragen die Nachfahren keine Verantwortung, solange sie keinen Zweifel an ihrer demokratischen Gesinnung lassen.

Aber so ticken weder die Sozialisten noch die Hohenzollern. Freilich ist der Adel in Deutschland bereits seit 1919 abgeschafft. Darum heißt der Mann ja auch Georg Friedrich Prinz von Preußen und nicht Prinz Georg Friedrich, wie es vor 1919 gelautet hätte.

Aber Adel verpflichtet in diesen Kreisen, auch wenn es ihn laut Gesetz gar nicht gibt. Die Tradition ist der Familie wichtig. Das belegt eine Erklärung von Georg Friedrich Prinz von Preußen zum 150. Jubiläum der Gründung des Deutschen Reichs am 18. Januar. Diese Erklärung wirbt für eine differenzierte Bewertung geschichtlicher Ereignisse aus dem historischen Kontext heraus. Enthalten ist ein Bekenntnis gegen Nationalismus und Rassismus, weiterhin die Ansicht, die Kaiserzeit sei nicht als systematische Vorbereitung für die Nazizeit anzusehen. Es bleibt sehr viel Stoff für Diskussionen.

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