- Kommentare
- Impfen
Her mit dem guten Stoff!
Claudia Krieg findet die Debatte um den Astra-Zeneca-Impfstoff unsäglich
Viel mehr Menschen könnten in der Hauptstadt schon mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft sein. Schon vor einer Woche hieß es vom Robert-Koch-Institut, Hunderttausende Impfdosen lägen ungenutzt herum. Aber die unsägliche und unwissenschaftliche Medienkampagne, die sich angesichts der Wirksamkeitsdebatte um den Astra-Zeneca-Impfstoff entwickelt hat, reißt nicht ab. Diese hat nun mit dafür gesorgt, dass auch in Berlin Zehntausende Impfdosen bisher ungenutzt blieben. Und die Impfzentren nicht ausgelastet sind.
Insofern ist es ein guter Schritt, denjenigen Menschen ein Impfangebot zu machen, die in ihrer Lebenssituation von hoher Ansteckungsgefahr bedroht sind und laut Impfverordnung des Bundes noch nicht oder erst jetzt dran sind. So wie es Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) nun obdachlosen Menschen über die Unterkünfte anbieten will.
Wer sich an der allgemeinen Verbreitung von Unsicherheit in der Pandemie-Situation beteiligt, fördert statt dringend benötigter Sachlichkeit und Solidarität nur die zunehmend unsoziale Grundstimmung, die von rechts-esoterischen Impfgegnern massiv vorangetrieben wird. Dieser Verantwortung sollte sich jeder, der im Hinblick auf den Astra-Zeneca-Impfstoff etwas von »weniger wirksam« faselt, bewusst sein. Es wäre besser, endlich den Egoismus über Bord zu werfen, den uns - Achtung, Wortwitz! - der neoliberale Kapitalismus seit über 30 Jahren einimpft. Er kurbelt ständig aufs Neue die Skepsis an, ob es denn auch immer von allem das Beste gibt, und dann bitte gern noch ein bisschen mehr als genug - damit jedes noch so sinnlose Produkt seinen Markt findet. Ein Impfstoff gegen das lebensgefährliche Coronavirus ist alles andere als sinnloser Konsummüll, sondern er soll helfen, die Pandemie wirksam zu bekämpfen. Also raus mit dem Stoff!
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.